Herbst in Wien

  • DuMont
  • Erschienen: September 2021
  • 0

- HC, 190 Seiten

Herbst in Wien
Herbst in Wien
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Carola Krauße-Reim
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Belletristik-Couch Rezension vonJan 2022

Eine Geschichte ohne Höhepunkte

Die 1967 in München geborene Petra Hartlieb übernahm 2004 eine Traditionsbuchhandlung in Wien, heute „Hartliebs Bücher“. Diese Buchhandlung spielt in vielen ihrer bisher erschienen Büchern eine tragende Rolle, vor allem in der Marie-Reihe ist sie der Dreh- und Angelpunkt der Familie Nowak.

Jetzt ist Herbst in Wien

Perta Hartlieb erzählt in den Bänden „Ein Winter in Wien“, „Wenn es Frühling wird in Wien“, „Sommer in Wien“ und jetzt „Herbst in Wien“ das Leben von Marie, die aus einem armen und schwierigen Elternhaus nach Wien kommt, wo sie Kindermädchen im Haus des berühmten Autors Arthur Schnitzler wird und im Laufe der Geschichte Oskar Nowak kennen und lieben lernt. In „Herbst in Wien“ wird ihr Leben von 1916 bis 1931 erzählt, das anfänglich vom 1. Weltkrieg geprägt ist und später hauptsächlich von den Kindern, ihrem Mann Oskar und ihrer Freundin Fanni. Man kann der relativ anspruchslosen Handlung auch ohne Kenntnisse aus den voran gegangenen Büchern folgen, jedoch könnte es dann den Anschein haben, dass Marie keine Einführung als Protagonistin erhält und manches aus der Vergangenheit natürlich nur nebensächlich eine Rolle zu spielen scheint.

Das Leben plätschert so dahin

Auch wenn es in Maries Leben Höhen und Tiefen gibt, werden diese wenig tiefschürfend vermittelt. Dadurch fehlt es der Geschichte selbst in tragischsten Momenten an Dramatik, was dem Roman ungerechtfertigter Weise wenig Tiefe verleiht, denn Marie und Oskar haben so einiges wegzustecken. Dagegen werden manche Szenen sehr prominent eingeführt, aufgrund dessen man eine Wichtigkeit für die weitere Erzählung erwartet, doch dann entpuppen sie sich als völlig belanglos und haben weder Einfluss auf die folgende Handlung, noch treiben sie die Geschichte voran. Untermauert wird die Eintönigkeit noch durch einen absolut unaufgeregten und fast schon monotonen Stil, der Witz in den Dialogen oder ausgefeilte Beschreibungen der Umgebung oder auch der Menschen missen lässt.

Eindimensionale Figuren mit wenigen Eigenschaften

Bei der Figurenzeichnung hat Hartlieb den Charakteren wenig Typisches oder gar Originelles mitgegeben. Sie werden auf das Minimum an Beschreibung reduziert, machen keine Entwicklung durch und sind weit entfernt von komplexen Persönlichkeiten. Selbst bei Fanni, die noch den differenziertesten Charakter hat, wird ihr „Freigeist“ nur sehr rudimentär beschrieben. Wer Figuren mit Ecken und Kanten, Geheimnissen und Schwierigkeiten von Tragweite erwartet, wird hier wohl enttäuscht werden.

Inhaltliche Fehler gibt es leider auch

Zu behaupten, man könne einen Text ohne Fehler schreiben oder veröffentlichen wäre vermessen. Doch, wenn inhaltliche Schnitzer so offensichtlich sind, wie im vorliegenden Buch, ist das erwähnenswert. Hier mutieren z.B. Droschken plötzlich zu Taxis, ändert sich der Name eines Wirtshauses von „Goldene Krone“ in „Drei Hasen“ und wird Bekanntes im kurzfristig weiteren Verlauf der Geschichte zu einer unbekannten Neuigkeit. Neben der Eintönigkeit der Handlung, dem wenig anspruchsvollen Schreibstil und den eindimensionalen Charakteren hat das zu der Bewertung von lediglich 40° geführt.

Fazit

Der 4. Teil der Marie-Serie wird leider wenig abwechslungsreich und ohne erkennbare Höhepunkte erzählt, sein Inhalt könnte in wenigen Sätzen zusammengefasst werden. Ein simpler Stil, schlichte Charaktere und eine Geschichte mit vereinzelten Inhaltsfehlern schmälern das Lesevergnügen noch zusätzlich und machen „Herbst in Wien“ leider nur wenig interessant.

Herbst in Wien

Petra Hartlieb, DuMont

Herbst in Wien

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