Wohl eine der schönsten Gegenden der Welt
Anna ist frisch getrennt von Geoff, ihrem langjährigen (Geschäfts-) Partner und braucht endlich eine Auszeit. Aus einem Impuls heraus kauft sie sich ein winziges Haus an der Küste von Aberdeenshire in Schottland, das Fishergirl´s Luck. Doch schon bei ihrer Ankunft wird ihr klar, dass sie hier wohl kaum lange bleiben wird.
Die Vergangenheit eines Ortes und die eines Menschen
Anna hatte viele Jahre unter ihrem geltungssüchtigen Partner zu leiden. Zutiefst verletzt kommt sie in dem winzigen Ort Crovie an und fragt sich, was sie hier jetzt soll. Doch die Menschen, ihre Nachbarn und die anderen Einwohner möchten sie halten und unterstützen sie, wo sie können. Schnell wird sie Teil der „üblichen Verdächtigen“, einer Freundesgruppe, die sich regelmäßig trifft. Und dann trifft sie auch Robert. Doch obwohl Anna ihn sehr attraktiv findet, nimmt sie Abstand von dem jungen Witwer. Stattdessen macht ihr Liam Avancen, ein neuseeländischer „Hingucker“, der weiß, wie er auf Frauen wirkt. Zur selben Zeit entsteht die Idee, im „Fishergir´s Luck“ einen Lunch Club zu eröffnen. Immer wieder kommt etwas dazwischen und Anna verwirft den Plan. Doch dann wird der Lunch-Club über die Grenzen von Aberdeenshire berühmt und erhält höchste Bewertungen.
Ein Wiedersehen mit Crovie (das übrigens wie „Kriwi“ ausgesprochen wird) und Gardenstown
Die britische Autorin Sharon Gosling, die bislang erfolgreich Kinder- und Jugendliteratur geschrieben hat, legt mit „Fischergirl´s Luck“ ihr Erstlingswerk in der Erwachsenenliteratur vor. Für mich war es ein Wiedersehen mit dem Ort, der meine große Liebe zu Schottland entfacht hat. Es war unser erster Urlaub in Schottland im Jahr 2006. Wir hatten ein winziges Häuschen – ähnlich dem Fishergirl´s Luck - direkt am Meer in Gardenstown, dem Nachbarort von Crovie. Beide Orte sind über einen Weg am Meer, unterhalb der Klippen miteinander verbunden. Als wir ankamen, war in Gardenstown Hafenfest und es herrschten hochsommerliche Temperaturen. Wir genossen den Strand und saßen bis spät abends an der Kaimauer und betrachteten den großartigen Sonnenuntergang, eingerahmt von den hohen, grünen Klippen. Am nächsten Tag war das Wetter wie ausgewechselt und wir gingen bei einer steifen Brise und etwas Nieselregen hinüber zu Crovie. Ich weiß noch, wie angenehm ich es fand, endlich nach den heißen Tagen in Deutschland, etwas Abkühlung zu bekommen.
Das muss ich wohl erzählen, denn sicherlich ist meine Bewertung des Buches nicht ganz unvoreingenommen. Ich habe diese herrliche Landschaft mit ihrer außergewöhnlichen Atmosphäre stets vor Augen, wenn ich Scharon Goslings Roman um Anna lese, die schneller Wurzeln in diesem kleinen Ort geschlagen hat, als es ihr selbst bewusst ist. Die Menschen und das kleine Häuschen, dessen Geschichte eng verbunden ist mit der ehemaligen Bewohnerin, haben sie einen Anker werfen lassen, der sich immer fester verhakt.
Auch erzählt es von Freundschaft, von der großen Liebe und jener Trauer, die so groß sein kann, dass ein Mann immer noch für seine Frau Rote Bete kauft, obwohl sie vor mehr als sechs Jahren gestorben ist. Sharon Gosling erzählt von vielen kleinen und großen Hindernissen, großen Erfolgen und von heftigen Naturkatastrophen, die den Zusammenhalt der Menschen nur noch mehr festigen.
Eine geradlinige Erzählweise – und das ist auch (mal) gut so
Der Erzählstil Sharon Goslings wirkt zu Anfang noch etwas bemüht, man merkt, dass sie den Weg in die Geschichte sucht, auch das Hin und Her bei der Eröffnung des Lunch-Clubs legt ein paar Extrarunden zu viel ein. Doch im Verlauf werden die Schilderungen immer selbstverständlicher und lockerer, sie lassen sich sehr schön weg lesen – und das meine ich ganz im positiven Sinne. Es geht vor allem um die schönen Dinge: Die Landschaft, die herzlichen Menschen, ein bisschen Kunst und jede Menge gutes Essen. Und natürlich um die große Liebe und damit verbunden natürlich auch ein paar Verwicklungen, die sich ihr in den Weg stellen.
Sharon Gosling Sprache ist leicht, warmherzig, wirkt aber niemals konturlos. Sie rührt mit besonderen Momentaufnahmen - dem freien Leben an der Küste an, mit all den Wetterumschwüngen und Jahreszeiten – da wirkt kein Wort überflüssig. Und noch ein Plus: Sie hält sich nicht lange mit unnötigen Details auf. Geschickt baut sie Sprünge in die Geschichte ein, so dass sie immer interessant bleibt und man schnell wieder neue, spannende Situationen erlebt.
Fazit
„Fishergirl´s Luck“ fühlt sich an wie eine erfrischende Auszeit an Schottlands Küste. Manchmal tut es auch einfach gut, wenn das Leben – aller Widrigkeiten zum Trotz - mal genauso verläuft, wie es sein sollte. Wer so ein Buch sucht und Sehnsucht nach der wilden Küste von Aberdeenshire hat, kann sich mit diesem Buch getrost zurücklehnen und genießen.
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