Ein Leben für Delikatessen
München, 1895: Anton und Therese Randlkofer übernehmen den Feinkostladen Alois Dallmayr an der Dienerstraße und behalten den Namen bei.
«Randlkofer klang nach Hausmannskost aus München, Dallmayr dagegen mehr wie ein Versprechen.»
Sie bieten in ihrem Geschäft nur das Beste und Feinste an Lebensmitteln an, und bereits zwei Jahre später platzt der Laden schier aus allen Nähten. Therese träumt davon, das Nachbarhaus dazuzukaufen und das heutige Lokal umbauen zu können. Ihre Delikatessen sollen in einem würdigen Rahmen präsentiert werden können, und immer wieder finden sich weitere Neuheiten, die sie gerne perfekt anbieten möchte. Doch ein schwerer Schicksalsschlag trifft Therese: Überraschend stirbt Anton, und es scheint ungewiss, ob sie als Frau allein den Feinkostenladen wird weiterführen können.
Nach Antons Tod versucht sein Bruder Max das Geschäft an sich zu ziehen – er möchte nur allzu gerne von Dallmayr profitieren. Aber er hat die Rechnung ohne seinen Bruder gemacht: Dieser setzt seine Ehefrau als Alleinerbin ein. Nun kann Therese den Feinkostladen führen, wie sie es sich vorstellt. Und das tut sie mit großem Einsatz und viel Fingerspitzengefühl im Umgang mit der Kundschaft. Doch noch gibt sich ihr Schwager nicht geschlagen: Er versucht mit einer List an sein Ziel zu gelangen. Aber er hat nicht mit Thereses erbittertem Widerstand gerechnet ...
Lisa Graf erzählt in ihrem Roman Dallmayr – Der Traum vom schönen Leben von den Lebensumständen der Familie Randlkofer und der erfolgreichen Weiterführung des Feinkostladens Dallmayr. Eingebettet in die letzten drei Jahre vor der Jahrhundertwende sind auch viele detaillierte Beschreibungen über das gesellschaftliche und politische Leben in München; es ist wie ein Streifzug durch die pulsierende Metropole und ihre Umgebung.
Überaus deutlich treten die gesellschaftlichen Unterschiede zutage: hier der Überfluss, dort ein Leben in Armut und Abhängigkeit. Eingepackt in eine Zeit des raschen Wandels zeigt die Autorin die Welt der Adeligen und Wohlhabenden. Im Vordergrund stehen deshalb die kulinarischen Bedürfnisse und Wünsche, für die Geschäfte wie Dallmayr bekannt sind.
Auch die Familie Randlkofer bleibt nicht von Tiefschlägen verschont: Familiengeheimnisse, verbotene Lieben und finanzielle Engpässe prägen die Zeit nach Antons Tod. Noch auf dem Totenbett hat er seiner Ehefrau ein schicksalsträchtiges Schreiben hinterlassen, das sie schwer erschüttert und Folgen für die ganze Familie haben wird. Aber Therese kämpft wie eine Löwin - für ihre Familie und die Zukunft des Dallmayr.
Es ist eine unterhaltsame Lektüre mit historisch interessanten Details rund um die Stadt München. Mehrere sich abwechselnde Sichtweisen gewähren viele unterschiedliche Einblicke in die Lebensumstände verschiedener Gesellschaftsschichten und das «Fin de siècle». Anschaulich beschrieben werden daneben die Speicherstadt in Hamburg mit ihren unterschiedlichsten Handelskontoren und der Beginn des Bananenhandels mit Dallmayr.
Trotz etlicher zu ausführlich ausgefallenen Passagen und vielen Verschachtelungen ist es ein guter Lesestoff und ein Stück Zeitgeschichte.
Fazit
Über einen Zeitraum von drei Jahren erzählt Lisa Graf in ihrem Roman vom Leben der Familie Randlkofer, die in München das Delikatessengeschäft «Alois Dallmayr» führt. Diese letzten Jahre vor der Jahrhundertwende zeigen die städtebauliche und gesellschaftliche Entwicklung Münchens sehr anschaulich. Viele detailreiche Beschreibungen und historische Ereignisse ergänzen die Geschichte rund um den Dallmayr. Eine leicht zu lesende und unterhaltsame Lektüre über eine Münchner Institution.
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