Die grüne Fee

  • Kampa
  • Erschienen: Januar 2022
  • 1

- HC, 128 Seiten

Die grüne Fee
Die grüne Fee
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Carola Krauße-Reim
851001

Belletristik-Couch Rezension vonFeb 2022

Edgar Allan Poe lässt grüßen

Nachdem sie sich jahrzehntelang nicht getroffen haben, lädt der berühmte Maler Christian Aplanalp seinen Freund Arthur Dold, Händler von Landkarten, Atlanten und Globen, überraschend ein. Er will seinen 60. Geburtstag auf seinem gerade geerbten Anwesen in Irland feiern. Das weitläufige Landhaus liegt einsam, die beiden Freunde schweigen mehr als dass sie reden und es geschehen Dinge, die Dold an seinem Verstand zweifeln lassen. Als dann der Absinth, die „grüne Fee“, ins Spiel kommt, verschwimmen die Grenzen der Wahrnehmung, es passiert eine Katastrophe und die Nacht endet für beide tragisch.

Bericht über einen schicksalhaften Besuch

Hansjörg Schertenleib, Autor und Übersetzer, hat neben Romanen, die zu Bestsellern wurden, auch Theaterstücke verfasst. Er wurde in Zürich geboren, lebte lange in Donegal / Irland und an der US-Amerikanischen Ostküste. Diese drei Orten fließen in die Handlung dieses relativ kurzen Romans ein. Gerade das Landhaus in der Grafschaft Donegal spielt eine wichtige Rolle. Seine düstere Atmosphäre, seine Abgeschiedenheit und seine baulichen Besonderheiten bilden den Rahmen für die Ereignisse, die Arthur Dold erzählt.

10 Jahre nach der schicksalhaften Nacht erhält dieser ein Päckchen, das ihn veranlasst einen Bericht zu verfassen, der ganz auf seinen persönlich subjektiven Wahrnehmungen und Emotionen beruht. Schon zu Beginn schürt er die Spannung mit gut gesetzten Anspielungen, die sich im Laufe der Ereignisse immer ausgeprägter wiederholen. Die Leserschaft begleitet Arthur während seines Besuches und erlebt mit ihm die überaus gespannte und morbide Atmosphäre im einsamen Landhaus sowie das Treffen mit seinem seltsamen Freund und dessen Haushälterin Bernadette, die ein Geheimnis zu haben scheint.

Anklänge an die schwarze Romantik

Die ständigen Anspielungen auf Mysteriöses und die düster-melancholische Atmosphäre sind das Gerüst der Geschichten aus der „schwarzen Romantik“, die sich mit dem Vergänglichen und Unheimlichen befasst und aus der die Horrorliteratur hervorgegangen ist. Schertenleib spielt gekonnt mit diesen Irrationalitäten und der schwermütig-depressiven Grundstimmung. Schon mit den ersten Sätzen fühlt man sich an die Geschichten von Edgar Allan Poe, einem Meister der Horrorliteratur, erinnert. Der sachlich-nüchterne Stil eines Berichtes mit nur wenig wörtlicher Rede sind einige seiner Markenzeichen, die auch in diesem Roman gekonnt genutzt werden. Selbst der Titel spielt auf diese Zeit an, in welcher der Absinth als grüne Fee bezeichnet wurde, die verschrien war, den Wahnsinn zu fördern.

Kurz aber enorm spannend

„Die grüne Fee“ umfasst gerade einmal etwas mehr als 100 Seiten, doch die haben es in sich. Die Geschichte fesselt von Anfang an, getragen durch ihre Atmosphäre aber auch durch den Protagonisten, der uns von seinem Besuch in Irland berichtet. Man taucht in seine Ängste, Emotionen und Erlebnisse ab, durchlebt mit ihm die verschwimmende Wirklichkeit.

Auch wenn manche Vorkommnisse etwas zu überdreht ins Mystische gezogen werden und durchaus sehr realen Ursprungs sein können, hat der Autor mit Dold einen starken Protagonisten geformt, der mit Aplanalp einen ebenso beeindruckenden Antagonisten an die Seite bekommt. Ihn umweht eine Aura der Distanz und der Düsternis, die ihn damit mindestens genauso interessant macht. Lediglich der Schluss ist etwas enttäuschend, hat man sich doch nach den packenden Geschehnissen im düsteren Gemäuer irgendwie mehr erwartet.

Fazit

Ein kurzer aber fesselnder Roman ganz im Stil der Schauerliteratur der schwarzen Romantik. Wer es gerne mystisch und düster mag ist hier genau richtig.

Die grüne Fee

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