Eine Reise ins Ungewisse
Emma Johanna Callsen hat sich entschieden, als Gesellschafterin eine Anstellung in Kalifornien anzutreten. Die Heirat mit einem bedeutend älteren Mann hat sie, zum Ärger ihrer Mutter, abgelehnt. Im Jahr 1872 ist es eine mutige Entscheidung für eine Frau und die weite Reise ein Wagnis ohnegleichen.
«Der Bug war die Zukunft, das Heck die Vergangenheit und an Deck zu stehen und aufs Meer zu sehen, pure Gegenwart.» (Quelle: Roman)
Ohne den Heiratsantrag und dessen Ablehnung wäre die Frage, was nun mit Emma geschehen soll, nie aufgetaucht. Eine Anzeige, in der Bedienstete in Amerika gesucht werden, ist die Lösung. Erfolgreich kann Emma sich die Anstellung als Gesellschafterin in Kalifornien sichern. Allein die Reise – erst mit dem Schiff über den Atlantik und dann mit dem Zug quer durch Panama an die Pazifikküste – verspricht ein Abenteuer zu werden.
Emmas neues Leben
Die Anstellung bei der Witwe Mrs. Thompson erweist sich als Glücksfall für Emma. Bald fühlt sie sich in San Francisco wohl und angekommen. Sie leidet trotzdem sehr unter Trennung von ihrer jüngeren Schwester Bertha. In Briefen erzählt sie ihr von ihrem neuen Leben. Über die Meere hinweg versucht sie, den Kontakt zu halten und Bertha an ihrem Leben teilhaben zu lassen.
Dann lernt Emma den Holzhändler Lars Jensen kennen und lieben, heiratet ihn und zieht mit ihm nach Eureka. Hier an der Humboldt Bay fängt für Emma ein neuer und nicht ganz einfacher Lebensabschnitt an.
Anne Müller verarbeitet in ihrem Roman «Das Lied des Himmels und der Meere» die Auswanderung einer Familienangehörigen. Mit der fiktiven Figur der Emma erzählt sie auch von einer strengen protestantischen Gemeinschaft, in der diese aufwächst. Doch kann Emma sich den strikten Regeln durch ihren Weggang nach Amerika entziehen. In ihrer neuen Umgebung blüht Emma auf und wird zu einer lebensklugen und anpackenden Frau – gerade, weil sie Schicksalsschläge hinnehmen muss. Aber Emma wäre nicht Emma, wenn sie nicht die Ärmel hochkrempeln und vorwärtsschauen würde.
Man könnte der Geschichte mangelnde Tiefe vorwerfen, aber gerade die Leichtigkeit der Formulierungen und der feine, leise Humor nehmen den teils tragischen Begebenheiten die Schwere. Denn Anne Müller hat gewichtige Themen in ihrem Roman verarbeitet, sie aber nicht aufgebauscht.
Mit Emma zu reisen und auf dieser Reise Leute zu beobachten und Ereignisse von ihr kommentieren zu lassen, macht einfach Spass.
«Guckt mal, da muss ein Klavier mit auswandern!», sagte Emma, und ihr Vater antwortete: « Ich denke mir, dass es darüber sehr verstimmt sein wird.» (Quelle: Roman)
Fazit
Erfrischend, humorvoll und mit wunderbarer Leichtigkeit erzählt Anne Müller von Emma Callsens Reise von Schleswig nach Kalifornien im Jahr 1872. Eine herrlich unterhaltsame Lektüre, die trotz Widrigkeiten das Schöne im Leben zu betonen weiss.
Deine Meinung zu »Das Lied des Himmels und der Meere«
Wir freuen uns auf Deine Meinungen. Ein fairer und respektvoller Umgang sollte selbstverständlich sein. Bitte Spoiler zum Inhalt vermeiden oder zumindest als solche deutlich in Deinem Kommentar kennzeichnen. Vielen Dank!