Heute Graben

- HC, 192 Seiten

Heute Graben
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Monika Wenger
841001

Belletristik-Couch Rezension vonJan 2024

Eine unerfüllte Liebe und das tägliche kleine Scheitern.

Es ist die Geschichte des Totengräbers, der hoffnungsvoll die Chronik seiner grossen Liebe A. auf Papier bringen möchte. Einerseits sucht er Bestätigung für sein schriftstellerisches Können und gleichzeitig ist es ein unglücklicher Versuch, den Verlust zu überwinden.

«Aber wie lässt sich eine verlorene Liebe zu einem Roman korrigieren?» (Quelle: Roman)

Mit viel Ironie und Sprachwitz erzählt der Totengräber aus seinem Alltag, der in erster Linie aus Graben besteht. Die Ereignisse rund um die Trauerfeiern kommentiert er kurz und knapp - stichwortartig. Ein weiterer wesentlicher Teil seines Alltags besteht aus Rauschtrinken und Internetdates. Die sind meist zum Scheitern verurteilt, denn in diesen Begegnungen sucht er dieselben Gefühle, die er für A. hegte. Immer ist er mit vollem Engagement dabei, um dann festzustellen, dass er sich einmal mehr irrt. Die bei ihm diagnostizierte Lungenkrankheit ist der Beginn seiner persönlichen Talfahrt.

«Eine einfache Verkühlung und ich denke, ich muss sterben. Wahrscheinlich eine Berufskrankheit.» (Quelle: Roman)

Schreiben als Selbstzerstörung

Im Stil eines Tagebuches erzählt Mario Schlembach die Geschichte des einsamen und kranken Totengräbers. Es ist eine stille Geschichte von einem tragischen Helden, der versucht, mit Schreiben über seine grosse Liebe hinwegzukommen. Das Schreiben hat eine Art Selbstzerfleischung zur Folge und der Totengräber scheint sich, auch bedingt durch seine Krankheit, immer mehr in einer Abwärtsspirale zu bewegen.

«Aber bei der Vorstellung, mir einen Frisörtermin auszumachen, bekomme ich Panikattacken. Wie lange hat mich niemand mehr berührt? Vielleicht sollte ich mich zumindest einmal rasieren, um zu sehen, ob ich noch da bin.» (Quelle: Roman)

Dem Autor gelingt es, mittels feinen Humors und leichter Ironie, dem Tragischen entgegenzuwirken. Gar oft schleicht sich ein Schmunzeln ein und am Ende verbreitet ein kleiner Hoffnungsschimmer ein positives Gefühl.

Fazit

Feiner Humor, leise Ironie und viele Selbstzweifel kennzeichnen die Geschichte des Totengräbers. Aber stets ist da auch ein klein wenig Hoffnung, dass das Leben mehr ist als Warten aufs Sterben.

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