Die Leidenschaft für den Film
Rund um das Leben der deutschen Schauspielerin Renate Müller hat die Autorin Charlotte Roth ihren Roman konstruiert. Im Fokus stehen vor allem die 1920er- und 1930er-Jahre in Berlin. Vor dem Hintergrund der stetigen Machtzunahme Hitlers erzählt sie vom Werdegang der Schauspielerin Renate Müller.
Renate wächst in einer gutbürgerlichen und herzensguten Familie auf. Der Vater ist als Journalist ein politisch und gesellschaftlich interessierter Mensch. Er sieht Renate vieles nach und unterstützt sie meistens in ihren Wünschen. Ihrem Traum, zum Film zu gehen, stimmt er zu, obwohl seine Vorstellungen andere waren. Die ganze Familie, sie lebt unterdessen in Danzig, zieht nach Berlin, um bei Renate zu sein. Renate hat Talent und eine natürliche Ausstrahlung – bald ist ihr Name in aller Munde. Sie wird eine gefragte Schauspielerin.
Ihren Werdegang verfolgt auch Werner – der Freund aus Kindertagen. Er liebt und vergöttert Renate und hofft, sie eines Tages für sich gewinnen zu können. Werner hat in seinem Leben Grosses vor und Renate wird ein Teil davon sein
«Eng waren in dieser Wohnung nicht nur die Räume. Das ganze Denken war so beschränkt und kleingeistig, dass Werner Platzangst verspürte, und die Ziele, die seine Eltern sich setzten, blieben immer bescheiden. Träume von Grösse, hochfliegende Hoffnungen schienen die beiden nicht zu kennen. « (Quelle: Roman)
Werner, der ewige Letzte, den man oft und gerne übersieht, bleibt in Renates Nähe. Er versucht über ihren Vater eine Stelle in der Zeitungsredaktion zu ergattern. Als daraus nichts wird, beginnt er mit Antiquitäten zu handeln. In diesem Zusammenhang lernt er Dr. Goebbels kennen und wird einige Zeit später dessen persönlicher Chauffeur.
Renate hat unterdessen Karriere gemacht und sich in den Juden Georg Deutsch verliebt. Und im Reichstag hat Hitler die Macht übernommen.
Unterhaltung und Politik
Charlotte Roth lässt das schillernde und prickelnde Leben im Berlin der 1930er-Jahre auferstehen. Ausführlich und mit vielen Details zum Filmgeschäft beschreibt die Autorin Renates Leben als Schauspielerin und ihre Begegnungen mit anderen berühmten Persönlichkeiten der damaligen Zeit. In Berlin scheint alles möglich: Die Nächte sind lang, die Menschen amüsieren sich und Kummer und Sorgen scheinen fern. Die Filmindustrie ist im Aufschwung und wird gerne zu Propagandazwecken eingespannt. Gerade in den immer schwieriger werdenden Zeiten. Nun bestimmen die politischen Ereignisse die Handlungen im Roman.
Zu Beginn der Geschichte befasst sich die Autorin ausführlich mit Renate Müllers Familienleben in München. Hier tritt Werner Lohse, der Nachbarsjunge und grosser Verehrer Renates mit in den Vordergrund. Abwechselnd lässt die Autorin, nebst den Hauptfiguren, anschliessend andere Personen in den jeweiligen Kapiteln erzählen. Die zu Beginn ausführlichen Beschreibungen verlieren sich aber im Verlaufe des Romans. Renates Weg zur Schauspielerin und zum Ruhm werden nicht beschrieben und Werner rückt mit seinen Bemühungen und seinem Streben für eine Weile in den Hintergrund, taucht später aber wieder in Renates Leben auf. Wobei seine Rolle nicht klar zu sein scheint. Nachfolgende Ereignisse vor historischem Hintergrund bringen dann aber viel Spannung und Leben in die Geschichte zurück.
Ein Stück Zeitgeschichte und ein tragisches Schicksal sind in dieser Geschichte eng miteinander verbunden und offenbaren eindrücklich menschliche Stärken und Schwächen.
Fazit
Der Roman verarbeitet die Lebensgeschichte der Schauspielerin Renate Müller und ist gleichzeitig eine Würdigung. Er beleuchtet die 1930er-Jahre in Berlin – eine äusserst schwierige politische Zeit. Diese Umstände sind verantwortlich für den langsamen Zerfall eines Menschen, der eigentlich nur glücklich und geliebt sein wollte.
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