Emanzipation in rosa
Hamburg in den 50ern
Sicher und langweilig, so könnte man Ellys Leben beschreiben. Als Tochter eines Gewürz- und Stoffhändlers in Hamburg haben sie und ihre Familie den Krieg ungetrübt überstanden. Sie ist neunzehn Jahre alt und glücklicherweise hat sie auch schon Thies kennengelernt, den sie heiraten wird. Einer glücklichen Zukunft scheint nichts mehr im Wege zu stehen, wenn da nicht diese lästigen Gefühle wären, die sie zum Nachdenken verführen und an ihrem gewohnten Leben zweifeln lassen.
Nestflucht
Schließlich fasst Elly den Entschluss: sie wird Thies nicht heiraten. Dass dieser Fauxpas einen Erdrutsch in der Familie auslösen wird, ist sicher. Ihre Eltern dürfen ihr Aufbegehren unter keinen Umständen akzeptieren. Als sie und ihr Vater in einen heftigen Streit darüber geraten, packt sie ihre Sachen und verlässt Hals über Kopf den sicheren Hafen.
Das Glück auf ihrer Seite
Das Hamburger Leben der 50er Jahre ergreift sie im Nu und die einst so verruchten Orte, wie die Reeperbahn, werden schon bald zu ihrem neuen Zuhause. Aber das neue Leben stellt sie auch vor ungeahnte Probleme: Wie soll sie ohne finanzielle Unterstützung der Eltern überleben? Wie und was soll sie arbeiten? Wo soll sie wohnen? Glücklicherweise muss sie diese Schwierigkeiten nicht alleine überwinden, sondern hat ihre Freundin Ingrid an der Seite, die sich in einer ähnlichen Situation befindet.
All ihre Probleme scheinen sich in Luft aufzulösen. Zuerst finden sie eine Unterkunft, anschließend gerät Elly durch Zufall an einen Aushilfsjob beim Fernsehsender. Ein Kariere-Sprungbrett, wie sich binnen kurzer Zeit herausstellen wird. Als ihr Peter auch noch seine Liebe gesteht, scheint ihrem neuen Glück nun wirklich nichts mehr im Wege zu stehen.
Lektüre für Zwischendurch
Stephanie von Wolff beschreibt eine junge Frau, diesich von ihren alten Zwängen lösen möchte. Mit Hilfe von Mut, Trotz und guten Freunden gelingt ihr dies ohne größere Schürfwunden. Sie lässt das Leben als reiche Kaufmannstochter hinter sich, um auf eigenen Beinen zu stehen und setzt sich für Frauenrechte in der Gesellschaft ein. Das Glück hat sie dabei immer auf ihrer Seite, das ihre sehr naive Art in weiten Teilen überblendet. Zwar ist es Ellys optimistische Haltung, die das Buch lesenswert macht, allerdings erwartet den Leser keine Überraschung. Angedeutete Krisen entpuppen sich als doch nicht so schlimm, Lügen können ohne Konsequenzen erklärt werden und dominante Väter werden durch ihre Töchter schließlich doch zur Vernunft gebracht.
Wären die ganz nebenbei behandelten Themen wie Gleichstellung, Abtreibung und häuslich Gewalt nicht so brisant und einfach durch den Blick durch die rosarote Brille behoben, wäre dies ein gutes Buch. Da diese Themen jedoch wesentlich vielschichtiger sind, wird „Fräuleinwunder“ ihnen nicht gerecht.
Fazit
Ein kurzweiliges, verträumtes und leichtes Lesevergnügen durch das rosarote Hamburg der 50er Jahre.
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