Ein französischer Sommer
- S. Fischer
- Erschienen: April 2022
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Wenn das Leben in abertausend Scherben zerspringt
Paris
Leah hat die Nase voll, ständig hin und her zu springen und von einem Gelegenheitsjob in den nächste zu schlittern. So hatte sie sich das nicht vorgestellt, als sie aus England nach Paris kam. Natürlich liebte sie die wilden Partys, das lange Ausschlafen und die Tatsache, dass jeder immerzu ein Projekt hatte. Sie liebt Paris, die marode Stadt, die in der Vergangenheit stehen geblieben zu sein scheint und sie liebt das Brodeln in ihr. Genauso hatte sie sich Paris vorgestellt: schmutzig, laut, altmodisch und edel.
Ein unglaubliches Angebot
Die Annonce in der Zeitung liest sich wie ein Scherz. So ein Job würde bereits vergeben sein, ehe die Druckerschwärze auf der Zeitung getrocknet ist - und trotzdem kann Leah nicht anders als nach dem Hörer zu greifen und es zu versuchen. Die anfängliche Enttäuschung darüber, dass der Job bereits vergeben ist, lässt sie nicht straucheln. Immerhin hat sie es versucht. Als sie durch einen bloßen Zufall auf einer Vernissage gefragt wird, ob sie an einem Job als Assistentin für einen Autor interessiert sei, hat sie keinen Zweifel: dies ist ihre Stelle, von der sie in der Zeitung gelesen hatte, die, bei der sie angerufen hatte und die scheinbar bereits vergeben war. Sie sagt zu.
Der Autor
Michael hat eine Schreibblockade. Als er Leah zufällig trifft, erinnert sie ihn unglaublich an seine frühere Liebe, deren Spuren sich einfach im Winde verloren. Zu ihr verspürt er eine unbeschreibliche Nähe, wie er sie bei seiner Frau und auch zu seinen Kindern nie verspürt hatte und er weiß: Ohne Leah kann er nicht schreiben. Ohne sie macht sein Leben keinen Sinn mehr. Und er beschießt, sie als seine Assistentin, den Sommer über mit in sein Ferienhaus zu nehmen. Dass die Begegnung mit Leah alte Wunden aufreißen könnte ignoriert er. Als jedoch ein alter Freund in sein Leben zurückkehrt, gelingt es ihm nicht mehr, die längst vergangene Jugendsünde auszublenden.
Ein Buch für warme Sommer
Wunderbar unaufgeregt beschreibt Francesca Reece das Paris der Jungen und Aufstrebenden. Als Leser/in taucht man unvermittelt in die Welt der Generation Y ein, die dank Auslandssemester und kontinuierlichem Netzwerken nur auf den richtigen Moment zu warten scheint, um in der Karriere durchzustarten. Die Möglichkeit des Nichtplanens und das Geschehen von Unvorhersehbarem gewinnt im Laufe des Buches jedoch die Überhand und die Protagonisten müssen sich eingestehen, dass „es ganz leicht passieren kann, dass sich das Leben in einzelne Fäden auflöst“.
Misstrauen, Geheimnisse und eine niemals beendete Liebe, Familienzerwürfnisse, der Fluch über den Trott des Gewohnten und der Wunsch Geschehenes ungeschehen zu machen; sie alle überrollen die Protagonisten und den Leser in gleichem Maße und machen dieses Buch zu einem kurzweiligen Leseerlebnis.
Fazit
Ein „Beruhigungsmittel für Elefanten“, das man in diesem Sommer lesen sollte.
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