Die wundersame Ästhetik der Schonhaltung beim Ertrinken

Die wundersame Ästhetik der Schonhaltung beim Ertrinken
Die wundersame Ästhetik der Schonhaltung beim Ertrinken
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Sandra Dickhaus
751001

Belletristik-Couch Rezension vonMai 2022

Ein im Wasser treibender Mann auf einer Kühlbox, ein Lama und ein Clown – was haben diese drei Dinge gemeinsam?

Eine kuriose Szene bietet sich dem Lesepublikum: Ein Mann liegt auf einer Kühlbox. Diese befindet sich schwimmend im Meer. Neben ihm bemerkt er ein Lama und einen Clown. Wer ist er? Was macht er hier? Zunächst kann sich der Mann an nichts mehr erinnern, auch nicht an seinen Namen. Mit der Zeit beginnen Erinnerungen aufzuflackern, die ihn dann zu überrollen scheinen. Bruchstücke fügen sich zusammen zu einem Kunstwerk, das sein Leben sein soll. Wie kann das sein?

Ein außergewöhnlicher Roman rund um eine Familiengeschichte mit großer Tragweite

Florian Weber hat in diesem außergewöhnlichen Roman eine Familiengeschichte mit enormer Tragweite verfasst. Langsam, zu Beginn etwas schwerfällig, taucht man in die makabre Szenerie rund um die drei Überlebenden im Meer ein. Kindheitserinnerungen werden beim Protagonisten wach, eine Reise nach Amerika bahnt sich an, ein Roadtrip steht im Mittelpunkt. Die Frage ist immer wieder, wie all dies mit den Gestalten im Meer zusammenhängt.

Anfangs ist es eine wirkliche Herausforderung, sich in die Geschehnisse einfinden zu können, da sie so abstrus erscheinen. Man kann nicht glauben, dass aus dieser Szenerie eine lesbare Geschichte werden soll. Manchmal sitzt man vor Sätzen, die wie eine Mauer scheinen, weil sie so schwierig zu fassen und einzuordnen sind. Allein die Neugier treibt das Lesen voran. Man braucht etwas Geduld, um sich in das Geschehen einzufinden. Eine Identifikation mit der Hauptfigur ist zu Beginn auch nicht möglich, aber höchstwahrscheinlich ob der Dramatik auch nicht gewünscht. Nach und nach gewinnt der im Wasser treibende Mann an menschlichen Eigenschaften.

Neologismen, sprachliche Bilder – ein Feuerwerk der prosaischen Sprache

Wortgewaltig, voller wundervoller Sätze, die es in sich haben, so erzählt Weber. Es scheint nur so zu sprudeln vor Neologismen, Antithesen, sprachlichen Bildern und gewaltigen Adjektiven. Mal melancholisch, mal lustig, immer wieder neue Nuancen findet der Autor, um die Szenerie aufrecht zu erhalten. Dabei entwickelt sie sich weiter, entfaltet einen Sog und man hat das Gefühl, endlich erahnen zu können, was hinter allem steckt. Doch das dauert eine ganze Weile – aber es lohnt sich. Versprochen!

Fazit

Florian Weber – wer jetzt noch überlegt, woher man ihn kennen könnte: Mitglied der Band „Sportfreunde Stiller“ – unterhält wahrlich mit diesem im positiven Sinne eigentümlichen Roman rund um ein Verharren in einer lebensbedrohlichen Situation, das Erfassen von Lebenserinnerungen und einem Roadtrip, der es in sich hat. Eine spezielle Geschichte, in die man sich erst einfinden muss, aber dann geht es richtig los!

Die wundersame Ästhetik der Schonhaltung beim Ertrinken

Florian Weber, Heyne Hardcore

Die wundersame Ästhetik der Schonhaltung beim Ertrinken

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