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Monika Wenger
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Belletristik-Couch Rezension vonMai 2023

Leben auf Zeit, fern von allem, nah am Wesentlichen.

Eine alte Villa, die abgerissen werden soll, wird für eine Handvoll Menschen für kurze Zeit zum Lebensmittelpunkt. Als Bauingenieurin ist Nora eine Kapazität. Aber nach einem unglücklichen Vorfall schickt die Chefin sie an die Ostsee um den Abbruch einer alten Strandvilla durchzuführen. Einige Tage nach ihrer Ankunft trifft Nora auf Peggy, die ein wenig orientierungslos durch das Leben stolpert.

Villa mit Seele

Die strukturierte und überlegte Nora begegnet der zaghaften und gefühlvollen Peggy mit grossen Vorbehalten. Doch so schüchtern Peggy auch sein mag, in ihr steckt überraschend viel Eigensinn. In der Annahme, dass das alte Haus ein Künstleratelier ist, beharrt sie auf ihrem Bleiberecht. Nora will das nicht akzeptieren und weist immer wieder auf den bevorstehenden Abbruch des Gebäudes hin. Ein Dokument belegt jedoch Peggys Aussage. Erst gehen sich die Frauen aus dem Weg. Nora bleibt fokussiert auf ihre Aufgabe, die Villa abzureissen und erstellt ein Gutachten über den Zustand des Gebäudes.

Aus der Nachbarschaft erscheint jeden Tag das in sich verschlossene Mädchen Mafalda bei den beiden Frauen. Sie freundet sich mit Peggy an. Ein älterer, etwas zerstreuter Professor sowie eine Opernsängerin ergänzen bald danach die Gesellschaft im alten Haus. Während Peggy in ihrem Element ist, kocht und backt, versucht Nora den Abbruch der Villa voran zu treiben. Aber in dieser Schicksalsgemeinschaft entdeckt sie unverhofft einen Zusammenhalt, eine Verbundenheit, die sie nie vorher in ihrem Leben gespürt, geschweige denn zugelassen hätte.

«Erlebnisse wie diese hatten sich wiederholt, mit jedem Umzug ging es von vorne los, das Danebenstehen, das Nicht-Dazugehören. Es hatte sie begleitet wie ein Schatten.»

Mit einem Mal wird der Erhalt der Villa das alles bestimmende Ziel für die kleine Gemeinschaft.

Sinnbilder des Lebens

Ein Sturm, ein Teilabbruch der Steilküste, der drohende Verlust eines Hauses. Alles symbolische Bilder, deren sich Anna Warner in ihrem Roman bedient. Menschen, die auf der Suche sind, sich neu orientieren wollen oder müssen, treffen in einer ehemaligen Künstlervilla aufeinander. Jeder bringt seine Altlasten mit. Jede dieser Figuren steht für ein Schicksal. Leicht und flüssig beschreibt die Autorin die Vergangenheit der verschiedenen Protagonisten. Manchmal nur im Ansatz, manchmal vertiefter. Sie erzählt von den Ängsten und den inneren Kämpfen dieser Menschen. Eingebettet in die Landschaft der Ostsee garantiert die Geschichte eine gefühlsbetonte und stimmungsvolle Atmosphäre.

Fazit

Eine Erzählung mit vielen Metaphern, die die Handlung unterstreichen und die Gefühle betonen. Sie ist leicht zu lesen und anrührend zu gleich. Die Kulisse umrahmt das Geschehen dieser Wohlfühl-Lektüre.

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Anna Warner, Harper Collins

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