„…die Müllers, Teppichhändler, das sind unsere Nachbarn im Kontor. Die Fahrenbrooks sind Teehändler, und daneben stehen direkt die Cramers, Kaffeehändler. Sie alle handeln in der Speicherstadt.“
Der Roman von Hanne Paulsen führt in die Hamburger Speicherstadt, ins Jahr 1919. Die Wunden des Ersten Weltkriegs sind noch nicht verheilt. Die Politik ist mit dem Aushandeln des Versailler Vertrags und den Reparationszahlungen an die Siegermächte beschäftigt. Nur zögerlich normalisiert sich das Leben. Genau in dieser Zeit lernen sich Greta Rosenthal und Carl von Löwenstein kennen. Sie, eine junge selbstbewusste junge Frau, er der einzige Sohn einer angesehenen Hamburger Familie.
Zögerlicher Aufschwung
Nur langsam kehrt die neue Normalität in Hamburg ein. Hunger und Not plagen die Menschen immer noch, denn es gibt nur ein beschränktes Angebot an Waren und diese sind teuer. Das spürt auch der Gemischtwarenhändler Levi Rosenthal. Er ist froh, dass sich seine Tochter Greta um die Buchhaltung kümmert, damit er sich den Geschäften widmen kann. Als der Gewürzhändler Carl von Löwenstein den kleinen Laden aufsucht, hat dies auch Auswirkungen auf Levi Rosenthals Leben. Die jungen Leute verlieben sich in einander und heiraten. Allerdings ist Vera von Löwenstein, Carls Mutter, von der Schwiegertochter wenig angetan. Sie versucht mit allen Mitteln Greta und Carl zu trennen.
Klassenunterschiede, Intrigen und Liebe
Hanne Paulsen beschreibt in ihrem Roman das Aufblühen der Wirtschaft und das Wirken der Gesellschaft in Hamburg nach dem Ersten Weltkrieg. Ihre Protagonistin Greta ist für ihre Zeit eine selbstbewusste und zielstrebige junge Dame. Doch noch ist die Gesellschaft nicht soweit, Frauen ohne weiteres am Arbeitsleben teilhaben zu lassen. Auch nicht als Ehefrau eines Mitglieds einer angesehenen Hamburger Familie. Erschwerend kommt hinzu, dass Gretas Vater Jude ist. Es gibt viele Neider, die den jüdischen Gemeindemitgliedern ihre Erfolge missgönnen. Da zeigt sich bereits ein erster Ansatz von gefährlichem Gedankengut.
Die Autorin führt die Leserschaft quer durch Hamburg, durch das noble Harvestehude und die bürgerlichen Viertel bis in die Speicherstadt. Leider spielen die Gewürze in diesem Roman und der Handel mit ihnen, trotz des Titels, nur eine untergeordnete Rolle. Hauptsächlich geht es um die Liebesgeschichte zwischen Greta und Carl und die zu überwindenden Widerstände und Schwierigkeiten. Hanne Paulsen beschreibt die Personen und ihr Umfeld sehr genau und ausführlich, so dass ein sehr gutes Bild der damaligen Zeit entsteht. Der Roman ist unterhaltsam, teilweise spannend und romantisch.
Fazit
Eine Liebesgeschichte, die geprägt ist von Klassenunterschieden und wirtschaftlichen Verknüpfungen. Sie lässt die Zeit nach dem Ersten Weltkrieg auferstehen, beschreibt die menschlichen Schwächen und die Kraft der Liebe. Eine gefühlvolle Lektüre.
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