Tea Time

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Sandra Dickhaus
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Belletristik-Couch Rezension vonJun 2023

Eine Tasse Tee gefällig? – Kann denn Morden Sünde sein?

Nina und Franziska, zwei Freundinnen, die im gleichen Haus wohnen, gründen an einem feuchtfröhlichen Abend mit anderen bekannten Frauen den „Club der Spinnerinnen“. Grund hierfür ist, dass jede von ihnen eine bestimmte Macke hat. So klaut Nina gerne Gegenstände, andere kämmen die Fransen des Teppichs – also (zunächst) nichts Tödliches, sondern eher Eigenheiten, die sich im Laufe der Zeit eingeschleift haben. Gemeinsam geraten die Damen dann aber doch in so manche Situation, die ihnen doch die ein oder andere Schwierigkeit einbringen wird. Natürlich ist Ingrid Noll in ihrem spannenden Krimi-Roman dem bekannten Schreibstil treu geblieben und, wie soll es anders sein, ist natürlich auch Gift im Spiel. Wer Nolls Werke kennt, weiß, dass dies oft eine tragende Rolle spielt. Und manchmal tut auch ein bisschen Gift im Tee mal Not…

Gute Idee, aber starke Schwächen - schade!

Leider reicht das neue literarische Werk der renommierten Autorin nicht an die vorherigen heran. Es fehlen beispielsweise spannende Wendungen, die man immer gewohnt ist – nicht aufgrund actiongeladener Situationen, sondern wegen des Gefühls perfider, unterschwelliger Mordlust aus Situationen heraus, die die weiblichen Protagonistinnen nicht vorhersehen konnten. Viele Passagen, durch die uns Nina, die Ich-Erzählerin, führt, plätschern irgendwie so dahin, wirken irrelevant, sagen wenig aus.

Ninas Leben ist schlicht weg wirklich langweilig und die detaillierten Ausführungen ändern auch daran nichts. Sie ist als Apothekenhelferin tätig, kennt sich gut mit Kräutern aus und hat einen zudringlichen Verehrer, Andreas Haase. Zudem wird man mit den sechs Frauen des Klubs nicht hundertprozentig warm, woran das liegt, wird auch irgendwie nicht deutlich. Vor allem Nina erhält wenig Sympathie beim Lesen. Eventuell ist sie nicht skurril genug – man weiß es nicht! Vielleicht sind die Figuren auch einfach zu jung für ihre schrulligen Macken, auch wenn sie dennoch irgendwie antiquiert wirken. Eine Spurensuche nach den Ursachen verläuft ins Leere.

Fazit

Noll bleibt ihrem Genre treu: Frauen morden! Dennoch kann sie mit diesem Werk nicht überzeugen, was nicht an ihrem Sprachstil liegt, sondern an vielen kleinen Elementen, die hier inhaltlich und spannungsbezogen nicht richtig aufeinander abgestimmt sind. Schade!

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