Abschied
Seit 2015 begeistert die nordirische Schriftstellerin Lucinda Riley ihre Fans mit der Sieben-Schwestern-Reihe. Als sie 2021 viel zu früh starb, war die Sorge groß, dass der letzte Band nicht mehr erscheinen würde. Doch weil Riley ihrem Sohn Harry Whittaker detaillierte Notizen zu der Handlung hinterließ und viel mit ihm über das Buch gesprochen hat, war es ihm möglich auch noch den letzten Teil der Familiensaga zu schreiben. Der schließt die Reihe ab und erklärt die Hintergründe für die ungewöhnliche Suche nach den sieben adoptierten Schwestern d‘Aplièce.
Abschied von Pa Salt
Die sieben Töchter von Pa Salt haben sich auf der Luxusjacht Titan versammelt um seiner zu gedenken. Das plötzlich aufgetauchte Tagebuch des Familienpatriarchen sorgt allerdings für viel Aufsehen während der Fahrt zur griechischen Insel Delos. Es erklärt den Schwestern die Gründe ihrer Adoptionen, führt aber auch in die Vergangenheit ihres Vaters. Mit jeder neuen Seite wird offensichtlicher, dass sie Pa Salt kaum gekannt zu haben scheinen und er viele Geheimnisse und verborgene Seiten hatte. Doch schockierend ist, dass seine Vergangenheit noch heute Auswirkungen auf ihre Gegenwart hat.
Atlas auf der Flucht
Lucinda Riley musste eine Handlung spinnen, die sowohl Pa Salts geheimnisvolles Leben als auch die scheinbar vorsätzliche Suche nach genau diesen sieben Mädchen erklärt, die er zu adoptieren gedachte. Gleich zu Beginn wartet sie mit dem Beginn einer langen Flucht auf, die aus Pa Salt erst den Jungen Atlas und dann den stummen Bo macht, der immer in Sorge ist, von seinem größten Feind gefunden zu werden. Aus den vorhergehenden Büchern der Serie weiß man, dass die Schwestern aus verschiedenen Erdteilen und Ländern stammen. Dass diese jetzt nacheinander die Fluchtroute von Bo darstellen, nimmt viel Spannung aus dem Geschehen. Zwar wird hierbei endlich die Verbindung zu den Familien der sieben Schwestern gezeigt und Bos persönliche Geschichte mit der Judenverfolgung im 2. Weltkrieg verknüpft, doch ist auch der Grund für seine ständigen Ortswechsel immer derselbe, was ebenfalls nicht gerade Spannung generiert. Als Bo endlich zur Ruhe zu kommen scheint, tritt ein Ereignis ein, das ihn quasi alle Stationen noch einmal abgrasen lässt, um die kleinen Mädchen zu finden, die er adoptieren wird. Dieser sich schließende Kreis ist für die Leserschaft, die alle bisherigen Bände der Reihe gelesen hat, fast schon Gewissheit und damit doch sehr vorhersehbar.
Eine konstruierte Handlung war fast zwangsläufig
Schon die vorhergehenden Bücher haben gezeigt, dass man die Geschichten nur genießen kann, wenn man nicht nach dem Realitätsbezug fragt. Lässt man sich unter dieser Voraussetzung auf Pa Salt und seine Töchter ein, kann man durchaus gefesselt sein von deren Leben. So ist es auch mit dem finalen Band. Sobald man nachdenkt, ist die Faszination weg und die Handlung entpuppt sich als extrem konstruiert und unglaubwürdig. Wenn man allerdings einfach drauflosliest, findet man eine spannende Familiengeschichte vor historischem Hintergrund. Manchmal hat diese ein paar Längen und manchmal ist sie fast zu rührselig. Denn natürlich kommen auch Liebesgeschichten nicht zu kurz, vergangene und aktuelle. Was aber außer Frage immer wieder fesselt, sind die unverhofften Zusammenhänge, die stets mit Offenbarungen überraschen, die man so garantiert nicht erwartet hätte.
Und dann heißt es Abschied nehmen
Immer einmal wieder gab es seit der Todesnachricht für die Schwestern Hinweise, dass Pa Salt vielleicht doch noch lebt und auch als Leser fragt man sich manchmal, ob der Patriarch wirklich auf See bestattet wurde. Natürlich gibt es auch hierauf eine Antwort und eine sehr gefühlsbetonte dazu. Doch dann heißt es endgültig Abschied zu nehmen, obwohl die neuen Beziehungen und die jetzige Familienkonstellation durchaus für weitere Geschichten gut gewesen wäre.
Fazit
Eine Geschichte voller Liebe, Trauer und Verluste geht zu Ende. Manchmal etwas zu vorhersehbar und dennoch mit vielen Überraschungen aufwartend, wird auch der abschließende Band die Fangemeinde der Sieben-Schwestern-Reihe abermals begeistern. Der Abschied von Pa Salt und seinen Töchtern ist Lucinda Riley und ihrem Sohn so emotional gelungen, dass man fast ein Tränchen verdrücken muss, wenn die endgültig letzte Seite gelesen ist.
Harry Whittaker, Lucinda Riley, Goldmann
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