Anfangs einladend und sommerlich, ehe die Atmosphäre verblasst.
Als eine ältere Dame Catia einen Job im sommerlichen Capri anbietet, will sie erst ablehnen. Wie sollte sie auch einfach aus Deutschland verschwinden, wo sie doch Familie und Beruf hat? Doch muss sie sich eingestehen, dass sie schon lange nicht mehr glücklich ist. Und so folgt eine turbulente Zeit plus eine wechselhafte Familiengeschichte, die Catia ihre eigene Lebensentscheidungen hinterfragen lässt ...
„Du kommst schließlich von der Insel Capri, hier leben seit jeher die Künste. Das ist dein Erbe, das verpflichtet.“
Catia befindet sich in einer Lebenskrise: Während sie im Krankenhaus liegt und auf eine Routineoperation wartet, beginnt sie ihr Leben zu hinterfragen. Was hält sie noch in ihrem langweiligen Job, der kaum für die Miete ausreicht, während ihr Mann Daniel sich immer noch einzureden versucht, dass er mit seiner freigeistigen Journalistentätigkeit seinen Lebenstraum lebt. Die Kinder werden auch flügge, und auf Überraschungen wartet Catia vergeblich. Das ändert sich jedoch, als sie die rüstige Elisa trifft. Diese bietet ihr schließlich an, für einige Monate mit ihr nach Capri zu kommen, um das Familienhaus für den Verkauf auf Vordermann zu bringen. Kurzerhand stimmt Catia zu.
Der Zauber von Capri hat Catia schnell in seinem Bann: Sie verliebt sich in die beschauliche Insel, die noch ruhig und selig auf den Touristenstrom in wenigen Wochen wartet. Den ersten Schock erlebt Catia jedoch, als sie auf einem kleinen Markt einkaufen geht und prompt von einer alten Dame beschimpft und rausgeworfen wird; später erfährt sie, dass es sich um Elisas Schwester handelt. Was ist nur zwischen den beiden vorgefallen, dass sie sich bis aufs Blut hassen?
In den 1950er Jahren wächst Elisa bei ihren Eltern auf. Sie ist ein störriges, aber auch wissbegieriges Mädchen, das sich fest vornimmt, eines Tages die Fabrik des Vaters zu leiten. Doch es herrschen im Italien jener Zeit noch streng patriarchalische Ansichten: Die Frau hat früh zu heiraten, Kinder zu gebären und sich um Heim und Familie zu kümmern. Elisa tut alles, um diesen Zwängen zu entfliehen, doch immer wieder werden ihr Steine in den Weg gelegt. Nur kleine, süße Momente retten sie vor der völligen Hoffnungslosigkeit, ehe sie wieder in Ketten liegt. Doch ihr Tag des Ausbrechens wird kommen …
Es geht wieder nach Italien
Offenbar hat Autorin Antonia Riepp eine innige Verbindung zu Italien, denn hier scheint sie sich literarisch am wohlsten zu fühlen. Bereits mit der „Belmonte“-Trilogie hat sie italienisches Flair und emotionale Familiengeschichten miteinander verbunden. Das versucht sie auch mit ihrer neuen Reihe und lässt die Gegenwart mit der Vergangenheit verschwimmen. Und auch wenn die Familiengeschichte wieder gelingt, so überzeugt das Gesamtkonzept des Buches nur wenig.
Bevor man jedoch das Buch aufschlägt, fühlt man sich schnell nach Capri versetzt: Die Covergestaltung ist einladend und sommerlich, und so startet man dann auch in die Geschichte – nur um erstmal im kalten Deutschland zu landen. Trotzdem ist man als Leser schnell drin. Catias Müdigkeit ihres Lebens macht betroffen und gleichzeitig neugierig. Was hier spannend beginnt, wird jedoch zunehmend langweilig und nichtssagend. Man fragt sich wiederholt, ob Catia nun aus ihrem tristen Leben ausbrechen will oder wo sie eigentlich steht. Will sie ihren Mann verlassen? Sucht sie nach einer neuen Liebe? Was will sie erreichen? Zu lange hat Catia selbst keine Ahnung, und so wird sie zu einer blassen, obwohl liebenswerten Figur.
Interessanter ist da schon Elisas Vergangenheit. Auch hier gelingt nicht alles, aber zumindest passiert einiges. Man kann sich gut die weiblichen Zwänge jener Zeit vorstellen. Umso erstaunlicher ist es, wie Elisa sich wiederholt über Wasser hält und sich zu wehren weiß. Diese Momente lesen sich spannend und schaffen eine verständliche Verbindung zur Gegenwart. Einzig die Familienfehde mit der Schwester ist übertrieben – vor allem, wie sie sich dann schlussendlich begegnen; die Kurve war dann doch zu scharf.
Fazit
Insgesamt bietet die Geschichte nur wenige Überraschungen, die das Buch zu einem besonderen, sommerlichen Erlebnis machen könnten. Die typische Leichtigkeit der Schreibweise der Autorin erlaubt es zumindest, im Lesefluss zu bleiben, und Elisa als Protagonistin bietet noch das Spannendste an der gesamten Geschichte.
Deine Meinung zu »Die Frauen von Capri – Im blauen Meer der Tage«
Wir freuen uns auf Deine Meinungen. Ein fairer und respektvoller Umgang sollte selbstverständlich sein. Bitte Spoiler zum Inhalt vermeiden oder zumindest als solche deutlich in Deinem Kommentar kennzeichnen. Vielen Dank!