Der Pakt der Frauen

In den 1970er Jahren kämpft die junge Historikerin Katharina Adler um Anerkennung als Frau und seriöse Wissenschaftlerin in einem von Männern dominierten universitären Umfeld. Auf der Suche nach Unterrichtsmaterial für ihre Vorlesungen entdeckt sie das Kochbuch ihrer Mutter Jule. Das Auffinden der Rezeptsammlung ist der Beginn einer gemeinsamen Reise und Spurensuche.

Ein Kochbuch führt in die Vergangenheit

Dr. Katharina Adler promovierte mit fünfundzwanzig Jahren an der Universität Wien. Sie ist Expertin für Sozial-, Alltags- und Frauengeschichte, ein neues Feld in der Geschichtsforschung. Von ihren männlichen Kollegen wird sie meist nur belächelt und nicht wirklich ernst genommen. Die Vorlesung über Rezeptsammlungen würde eh niemand besuchen, so die gängige Meinung der Herren Professoren.

 «Du traust dich was. Ziehst durch, was dir wichtig ist. Hier in Österreich kann man so was wie Womens’s History nicht mal buchstabieren. Aber du kommst aus Amerika zurück und erklärst, dass das jetzt dein Forschungsschwerpunkt ist.»

Katharina lässt sich von der negativen Stimmung nicht beeindrucken. Im Jahr 1976 sollte eigentlich die Wissenschaft erkennen, dass auch Wirtschafts- und Kochbücher eine Geschichte erzählen. Sie sind die Grundlage für einen einzigartigen Blick auf die Vergangenheit aus Sicht der Frauen.
Auf der Suche nach Unterrichtsmaterial schickt ihr ein Antiquariat etliche Rezeptsammlungen. Darunter befindet sich überraschenderweise auch das gebundene Kochbuch ihrer Mutter Jule. Plötzlich wird aus der Forschungsarbeit auch eine private Angelegenheit. Mit Jule reist Katharina nach Schlesien und entdeckt dabei ihre eigene Familiengeschichte und gelebte Solidarität unter Frauen.

Die Sicht der Frauen als Forschungsarbeit

Julia Kröhn hat mit diesem Roman eine Familiengeschichte geschrieben, die berührt. Erst führt sie die Lesenden zurück in die 1930er Jahre und dann in die Endphase des Zweiten Weltkriegs in Schlesien, bevor die Rote Armee einmarschiert. Sie erzählt von Jules Kindheit und ihrem Leben als junge Ehefrau und Mutter. Auf einer zweiten Zeitschiene, dem Jahr 1976, rückt sie vor allem das Leben von Katharina in den Mittelpunkt. Jules Tochter, die sich selbstbewusst an der Universität für Frauengeschichte als Forschungsarbeit einsetzt.

«Lebenserinnerungen von einfachen Leuten statt kiloweise Fachliteratur! Stundenlange behutsame Gespräche statt akribischer Quellenstudien! Das ist für die Gefühlsduselei, keine Wissenschaft, liefert zu viele Vermutungen, zu wenig Fakten. Das menschelt ihnen zu sehr, dabei sollte es doch immer um den Menschen gehen.»

Die Autorin verwebt dabei Fiktion mit Realität und nimmt den schrecklichen Ereignissen der Vor- und Kriegsjahre etwas von ihrer Schwere. Anhand der Geschichte von Jule und Katharina zeigt sie auf, wie Frauen Solidarität lebten und leben.
Vieles in diesem Roman ist auch Teil von Julia Kröhns eigener Familiengeschichte. Dennoch betont die Autorin in ihren historischen Anmerkungen, dass es sich nicht um einen biografischen Roman handelt.  

Fazit

Julia Kröhn versteht es, historische Ereignisse in einen interessanten Roman zu verpacken. Dabei setzt sie auf eine Mischung aus lebendiger Fiktion und Realität. So ist Geschichte interessant, anschaulich und gleichzeitig unterhaltsam.