So ist das nie passiert

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Carola Krauße-Reim
851001

Belletristik-Couch Rezension vonJul 2024

Gelungenes Debüt.

Die Engländerin Sarah Easter Collins ist Malerin und hat schon in Asien und Afrika Kunstunterricht gegeben. Heute lebt sie mit ihrer Familie in Exmoor und hat neben der Malerei noch eine weitere Profession für sich entdeckt – das Schreiben. „So ist das nie passiert“ ist ihr Debüt-Roman, der gleich auf großen Anklang unter der Leserschaft traf, sowohl in Großbritannien, als auch in den USA und jetzt ebenso bei uns, in Deutschland.

Eine Dinnereinladung und ihre Folgen

Vor mehr als 20 Jahren verschwand Willas jüngere Schwester Laika. Von einer Minute auf die andere war sie einfach weg. Willa, damals selbst noch ein Teenager, glaubt daran nicht ganz unschuldig zu sein, ist sie doch ohne ihre Schwester zum ersten Schultag nach den Ferien aufgebrochen. Ihr ganzes Leben sucht sie nach Laika, mit Hilfe einer Webseite und ständigem wachsamen Blick. Darüber vergisst sie ihre eigenen Träume und auch ein ganzes Stück sich selbst. Und dann sieht sie während einer Dinnereinladung eine Frau, von der sie glaubt, dass sie ganz eindeutig Laika ist. Dieser Abend ändert nicht nur Willas Zukunft, sondern auch ihre Vergangenheit.

Die Macht der Erinnerungen

Die Autorin beginnt ihre Geschichte mit der Dinnereinladung und geht dann in Zeitsprüngen und Rückblicken aus verschiedenen Perspektiven auf die Vergangenheit ein. Es zeigt sich schnell, dass die unterschiedlichen Personen die Vergangenheit auch ganz unterschiedlich erinnern. Dieses Problem wird ganz prominent bereits während der Dinnerparty angesprochen und weist schon ein wenig den Weg auf das, was im Roman noch folgen wird. Das ist zum Teil die Lebensgeschichte von Willa, die mit ihrem herrschsüchtigen Vater und der alkoholkranken Mutter leben muss, auch wenn sie in einem Internat vor den Reportern sicher ist. Später gerät sie an einen Verlobten, der ihrem Vater sehr ähnlich ist. Ihre Freundin Robyn wird zwar von ihr enttäuscht, hält aber dennoch zu ihr. Als dann die unbekannte Frau in ihr Leben tritt, kommt noch einmal eine andere Sicht auf die Dinge hinzu und macht das Buch von spannend zu packend.

Trotz kleiner Mängel unglaublich fesselnd

Manchmal hat man schon den Eindruck, dass das Geschehen von zu vielen Zufällen lebt – aber das Leben kann ja auch streckenweise ziemlich kurios verlaufen. Vielleicht muss man den Hang zur Logik und Realität einfach einmal ausschalten, um dieses Debüt genießen zu können. Das hat es jedenfalls verdient, denn auch wenn dadurch einiges an Potential verschenkt worden ist, bleibt das Geschehen dennoch fesselnd. Was sich als heile, reiche Familie im noblen Heim und weitläufigem Garten darstellt, ist alles andere als das. Erst nach und nach lässt es sich in das wahre Gesicht blicken und man schaut hinter die glamouröse Fassade. Zum Schluss bleiben eigentlich nur Entsetzen und der Wunsch diesem Vater mal so richtig die Meinung zu sagen. Das Ende versöhnt dann etwas, obwohl es vielleicht etwas zu rosig geraten ist.

Starke und schwache Frauen ...

…sind die Protagonistinnen in diesem Roman. Alle sind ganz unterschiedlich und gehen auch ganz unterschiedlich mit ihrem Leben um. Während Willas Mutter eigentlich schon aufgegeben hat, ist Robyns Mutter lebenslustig und der Welt zugewandt. Mit Willa und Robyn ist es da nicht viel anders: die eine versucht einfach nur ohne ihre Schwester durchzukommen, die andere packt das Leben mit beiden Händen. Was aus Laika wurde steht lange in den Sternen. In einer sehr eingänglichen Sprache erzählt Sarah Easter Collins von diesen Frauen, die alle mehr oder weniger verbunden sind und sich, zumindest teilweise, ihr Leben lang mit dem Verlust von Laika auseinandersetzen müssen.

Fazit

Ein gelungenes Debüt! Wenn man von kleinen Mängeln absieht, ist „So ist das nie passiert“ eine überaus spannende Geschichte, die einen versöhnlichen, wenn auch vielleicht etwas zu optimistischen Schluss hat. Gerne mehr von Sarah Easter Collins!

So ist das nie passiert

Sarah Easter Collins, Heyne

So ist das nie passiert

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