In tiefer Verbundenheit mit ihrem Land.
Mario Giordanos erstes Buch über die Familie Carbonaro, Terra di Sicilia, erzählt hauptsächlich vom Leben des Patriarchen Barnaba Carbonaro. Es beschreibt sein Leben auf Sizilien und seinen Weg bis zum Grossmarkt in München. Im zweiten Buch rückt der Autor nun die Frauen der Familie in den Mittelpunkt.
Drei Generationen Carbonaro-Frauen
Während die Männer im fernen München Geld verdienen, sind es die Frauen der Familie Carbonaro, die die Traditionen pflegen und die Kinder grossziehen. Sie sind es, die von Mythen, Sagen und Geistern umgeben, den Alltag bewältigen.
Pina Carbonaro, die Ehefrau von Barnaba, lebte von 1885-1948. Obwohl sie die Tochter des gefürchteten Dottore Passalacqua ist, verlief ihre Kindheit alles andere als friedlich. Pina mangelte es nicht an materiellen Dingen. Ihr fehlte es an Liebe und Geborgenheit. Sie wuchs zu einer strengen und ernsten Persönlichkeit heran, die sich nicht beherrschen lassen wollte.
«Ich wollte ein Leben, das nicht einzig um einen Mann kreiste. Ich wollte meine eigene Bahn mit eigenen Monden um eine eigene Sonne, aber als sizilianische Frau des neunzehnten Jahrhunderts galten für mich andere Naturgesetze.»
Pinas Schwiegertochter Anna, geborene Mangano, ist die Tochter eines Fischers. Mit ihrem heiteren Wesen bringt sie Leichtigkeit und Wärme in die Familie. Annas Hände ruhen nie und sie ist für Pina ein wahrer Segen. Als sie mit ihren Kindern zu ihrem Mann Nino, Pinas Sohn, nach München zieht, leidet die Schwiegermutter sehr.
Und dann ist da noch Pinas Enkelin Maria, Annas und Ninos Tochter. Eine moderne junge Frau, die für ihre Unabhängigkeit kämpft und mit den Traditionen bricht. Trotzdem bleibt sie ihrem sizilianischen Erbe verbunden. Sie ist die erste erfolgreiche Unternehmerin unter den Carbonaro-Frauen.
Unterschiedliche Welten
Mario Giordanos Roman führt tief in die Welt und Geheimnisse der Familie Carbonaro. Nicht alles ist gut und nicht alles ist schlecht. Vieles hat sich so zugetragen, vieles jedoch nicht genau so, wie es die Erinnerungen vortäuschen. Bald taucht man in zwei unterschiedliche Welten ein. Die Frauen auf Sizilien halten die Stellung, während ihre Männer im fernen München ihren Geschäften nachgehen. Die Frauen müssen mit den archaischen Strukturen leben.
«Das junge Jahrhundert hatte der Welt vielleicht Elektrizität und moderne Ideen gebracht, aber bei uns war eine junge Frau immer noch Besitz der Familie oder ihres Mannes.»
Doch sie erkämpfen sich Stück für Stück Freiheiten und brechen mit den patriarchalisch geprägten Traditionen.
Begleitet von Mythen, Legenden, Sagen und Geistern führt Giordano durch die Jahre von 1896 bis 1960. Die Lebenswege der drei Frauen sind nicht immer leicht zu verfolgen, da der Autor oft unvermittelt die Sichtweisen und die Zeitebenen wechselt. Diese Wechsel hindern zudem den Lesefluss, weil man plötzlich wieder um Jahre zurückgeworfen wird, um dann genauso schnell wieder in die Romangegenwart zurückzukehren.
Fazit
Mit der Fortsetzung der Familiensaga nimmt Mario Giordano die Ereignisse aus dem ersten Buch aus Sicht der Carbonaro-Frauen noch einmal auf. Die Geschichte umfasst mehrere Jahrzehnte und zeigt das Bild einer stark patriarchalischen geprägten Gesellschaft. Umgeben von den alten Geistern der Vergangenheit, die sich nicht vertreiben lassen, beeindruckt vor allem der Überlebenswille und der Kampfgeist dieser Frauen.
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