Hanna und ihr Weg durch die Weiden

Hanna und ihr Weg durch die Weiden
Hanna und ihr Weg durch die Weiden
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Sandra Dickhaus
821001

Belletristik-Couch Rezension vonDez 2023

Wenn es noch nicht gut ist, ist es nicht das Ende!

Ein bewegendes Frauenschicksal in den unbeständigen Zeiten rund um den Zweiten Weltkrieg: Heinrich Thies, als Sohn eines Bauern in der Lüneburger Heide aufgewachsen, erzählt vom entbehrungsreichen Leben seiner Mutter. Neben wahren Begebenheiten hat er auch fiktive Elemente eingebaut. Diese Romanbiografie ist allerdings nicht ganz neu, sondern wurde vor etwa zwanzig Jahren schon unter dem Titel „Geh aus, mein Herz, und suche Freud“ veröffentlicht. Wer sich nach dem erfolgreichen Roman „Alma und der Gesang der Wolken“, der die Lebensgeschichte seiner Tante episch aufarbeitet, auf einen frisch aus der Feder stammenden Text freut, irrt hier also leider.

Schicksalsschläge im Leben einer jungen Frau

Inhaltlich geht es um eine junge Frau in den Zwanzigern, die mit ihren Eltern auf einem Hof lebt und diesen bewirtschaftet. Ihr Vater verstarb vor kurzer Zeit und ihre Mutter ist für die harte Arbeit nicht mehr zu gebrauchen. Immer mehr verkriecht sie sich und Hanna muss alles alleine machen. Wie ein Genickschlag folgt das nächste Ereignis: Sie findet ihre Mutter erhängt auf dem Dachboden. Verstört und mutterseelenallein, kann sie Haus und Hof nicht mehr bewirtschaften und begibt sich schweren Herzens in den Dienst fremder Leute. Als Magd versucht sie sich an unterschiedlichsten Stellen und findet ihren inneren Frieden doch nirgendwo. Als sie sich ein wenig gefangen zu haben scheint, beginnt der Zweite Weltkrieg und wieder nimmt etwas Unabwendbares Einfluss auf ihr Leben.

Ein Stück Zeitgeschichte in Form einer Romanbiografie

Teils dramatisch und vielfach auch aufreibend, schildert Thies das Leben seiner Mutter und schafft damit ein Stück Zeitgeschichte, ohne großartig auf politische Geschehnisse einzugehen. Im Fokus steht das Schicksal der „kleinen“ Leute, nämlich derjenigen, die unter den Entscheidungen der Menschen, die an der Macht waren, leiden und die Konsequenzen ausbaden mussten. Vor allem die erschwerten Lebensbedingungen der Frauen dieser Zeit zeichnet der Autor berührend nach. Eine junge unverheiratete Frau, die einen eigenen Hof hat und plötzlich alleine dasteht, beschäftigt die Leserschaft noch lange nachdem das letzte Kapitel gelesen wurde.

Fazit

Thies´ Schreibstil ist flüssig und angenehm zu lesen. Der Charakter der Hauptfigur Hanna durchlebt schwierige Zeiten, entwickelt sich aber immer weiter und verliert nie den Mut, egal wie ausweglos die Situation auch scheint. Gerade diese Eigenschaft und Stärke Hannas ist es, die imponiert und auch als große Errungenschaft nach dem Lesen mitgenommen werden kann: Egal wie schwierig die Zeiten auch sind, wie sehr sich das Schicksal gegen dich wendet, es wird sich alles regeln. Wenn es sich noch nicht geregelt hat, ist es nicht das Ende.

Hanna und ihr Weg durch die Weiden

Heinrich Thies, Aufbau

Hanna und ihr Weg durch die Weiden

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