Die Erfindung des Lächelns

Die Erfindung des Lächelns
Die Erfindung des Lächelns
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Carola Krauße-Reim
751001

Belletristik-Couch Rezension vonDez 2023

Die Mona Lisa ist weg!

Tom Hillenbrand ist gleich in mehreren Literaturgenres unterwegs. In seinen Krimis kommt er mit dem ehemaligen Sternekoch Xavier Kieffer Tätern auf die Spur. Einige andere seiner Bücher sind dem Science-Fiction Genre zuzuordnen. Mit „Der Kaffeedieb“ hat Hillenbrand 2016 erstmals einen Roman mit historischem Hintergrund geschrieben. Jetzt legt er mit „Die Erfindung des Lächelns“ hier nach, indem er den historischen Raub der „Mona Lisa“ aus dem Louvre als Motiv benutzt.

Wer stahl die „Mona Lisa“ und wo ist sie?

1911 wird Leonardo Da Vincis „Mona Lisa“ aus dem Louvre gestohlen. Obwohl sofort eine großangelegte Suche stattfindet, bleibt das Gemälde verschwunden. Erst Jahre später taucht es plötzlich in Florenz wieder auf. Was dazwischen mit dem Bild geschah, weiß niemand. Tom Hillenbrand füllt diese Lücke mit Tatsachen, wie der Verdächtigung Pablo Picassos und Guillaume Apollinaires an dem Raub beteiligt gewesen zu sein, und mit viel Fiktion, die eine mögliche Wahrheit erzählt. Doch der Raub hatte auch eine positive Seite. Die „Mona Lisa“, auch „La Joconde“ oder „La Gioconda“ genannt, war bis zu dem Diebstahl ein relativ unbekanntes Gemälde. Eingequetscht zwischen wesentlich großformatigeren Bildern und durch jahrhundertealten Firnis gedunkelt, war ihre Brillanz nur Fachleuten offensichtlich. Doch nach dem spektakulären Raub, wusste die ganze Welt, wie die Mona Lisa aussah und alle wollten sie folgerichtig nach ihrem Wieder-Auftauchen im Louvre betrachten. Diese Anziehung hat das wohl berühmteste Gemälde von Leonardo Da Vinci bis heute.

Paris während der Belle Epoche

„Die Erfindung des Lächelns“ scheint ein Krimi zu sein – doch das ist er bei Weitem nicht! Tom Hillenbrand taucht sehr intensiv in die Zeit der Belle Epoche ein. Paris schien zu dieser Zeit der Mittelpunkt der Welt zu sein, sowohl was die Literatur- und Kunstszene betraf, als auch in Bezug auf das politische Denken. Die Gesellschaft war weiterhin noch ausgesprochen standesorientiert, gleichzeitig aber in Teilen auch regelrecht anarchistisch. Das System war genauso marode, wie viele öffentliche Gebäude. Der Ruf nach Veränderungen wurde immer lauter. Der Kommunismus fasste langsam Fuß im Volk und der völlig problemlose Raub eines Gemäldes aus einem der berühmtesten Museen der Welt, zeigte nicht nur, wie schlampig dort alles gehandhabt wurde, er symbolisierte gleichzeitig für viele den Zustand des ganzen Staates. Das alles beleuchtet Hillenbrand aus verschiedenen Perspektiven, mit, manchmal fast zu vielen Protagonisten und vor allem ausgedehnt lang. Erst ganz langsam tastet er sich an den eigentlichen Mittelpunkt des Geschehens heran.

Geduld ist gefragt

Das macht das Buch über lange Strecken zu einer wahren Geduldsprobe für die Leserschaft. Gerade am Anfang braucht die Geschichte lange, bis alle Protagonisten und ihre Milieus vorgestellt sind. Im Mittelteil nimmt das Geschehen etwas an Fahrt auf, doch die Spannung kommt über ein niedriges Niveau nicht hinaus. Wer aufgrund des Klappentextes einen packenden Krimi erwartet hat, dürfte spätestens hier, enttäuscht, an einen Abbruch der Lektüre denken. Nur wer Interesse an Kunst und Gesellschaft hat, findet auf den immerhin über 500 Seiten noch Interessantes. Hillenbrand hat sowohl den Raub als auch die Belle Epoche bis ins Detail recherchiert und flechtet so bekannte Namen, wie Debussy oder Strawinsky oder auch Isodora Duncan in die Geschichte ein, bevor er zu dem Punkt kommt als das Gemälde in Florenz wieder auftaucht. Ab hier wird es politisch, denn die Italiener wollten „ihre“ Mona Lisa in Italien behalten, was aber nie auch nur im Geringsten in Betracht gezogen wurde.

Fazit

„Die Erfindung des Lächelns“ zeichnet ein Bild der Pariser Gesellschaft während der Belle Epoche mit dem Raub der Mona Lisa als Mittelpunkt. Tom Hillenbrand hat damit eine Geschichte abgeliefert, die nach einer langen Anlaufphase wohl nur für Kunst- und Geschichts-Interessierte wirklich spannend sein dürfte. Wer aufgrund des Klappentextes einen Krimi erwartet, wird wahrscheinlich enttäuscht sein.

Die Erfindung des Lächelns

Tom Hillenbrand, Kiepenheuer & Witsch

Die Erfindung des Lächelns

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