Célestine und die kleinen Wunder von Paris

Célestine und die kleinen Wunder von Paris
Célestine und die kleinen Wunder von Paris
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Monika Wenger
771001

Belletristik-Couch Rezension vonApr 2024

Eine nicht alltägliche Freundschaft verbindet zwei einsame Seelen.

Martin Dujeu ist achtzehn Jahre alt und Halbwaise. Er wohnt in einem vornehmen Viertel von Paris. Célestine du Bac ist wesentlich älter als Martin und lebt auf der Strasse. Trotz dieser Unterschiede entwickelt sich zwischen den beiden ungleichen Menschen eine wunderbare Freundschaft.

Echte Freundschaft

Beim täglichen Spaziergang mit seinem Hund entdeckt Martin Célestine. Für ihn ist es kaum nachvollziehbar, wie die alte Frau auf einem Pappkarton in einem Torbogen leben kann. Immer wieder versucht der junge Mann Kontakt zu ihr aufzunehmen. Auch lässt er sich nicht von ihrer abweisenden Haltung abschrecken. Mehr und mehr sorgt er sich um Célestine, gibt ihr etwas Geld, das sie jedoch sofort in Alkohol umwandelt. Doch Martin gibt nicht auf, besorgt ihr Essen und schliesslich auch Kleidung. Irgendetwas an dieser Frau berührt ihn. Mit der Zeit entwickeln sich Rituale zwischen den beiden und sie erzählen sich aus ihrem Leben. Dabei entdecken sie Gemeinsamkeiten. Nicht nur für Célestine sind diese zwischenmenschlichen Zuwendungen wichtig geworden. Auch Martin geniesst die gemeinsamen Gespräche. Gerade weil sein Vater mit seinem verschlossenen Sohn nicht viel anzufangen weiss. Endlich findet Martin jemanden, der ihm zuhört, nachhakt und mit dem er über den Tod seiner Mutter sprechen kann.

Die Suche

Eigentlich besteht der Roman aus zwei Teilen, zwei Geschichten. Im ersten Teil erzählt die Autorin von Martin, dem schlaksigen und kurzsichtigen Teenager, der schon sehr früh seine Mutter verloren hat und von Célestine, einer Obdachlosen. Im zweiten Teil reist Martin nach Marokko. Und hier, fern von Paris, wird er endgültig zu einem jungen Mann. Endlich wird es ihm möglich, den Tod seiner Mutter zu akzeptieren und Frieden zu schliessen.

Die Erzählung ist eher leicht und luftig geschrieben. Sie geht nicht allzu sehr in die Tiefe, berührt aber dennoch. Auch wenn das Ganze ein bisschen zu idyllisch erscheint: Zu sehen, wie sich Martin durch die Freundschaft mit Célestine in einen jungen Mann verwandelt, ist sehr schön zu verfolgen. Denn zwei traurige und einsame Seelen finden hier zu einander.
Der zweite Teil des Buches verliert dann an Raffinesse und es fehlen die zuvor charmanten Feinheiten. Es wirkt wie ein Stilbruch. Man wird das Gefühl nicht los, als fehlte hier ein entscheidender Teil, damit die Geschichte als Ganzes harmonisch bleibt. Zu viele Zufälle und Verstrickungen lassen die Geschichte am Ende unglaubwürdig erscheinen. Ganz im Gegensatz zu dem berührenden und wunderbar erzählten ersten Teil.

Fazit

Die Geschichte ist im Grunde ein Märchen für Erwachsene. Sie ist sehr feinfühlig und mit einer gewissen Zärtlichkeit geschrieben. Obwohl sich der zweite Teil vom ersten unterscheidet, ist es – alles im allem - eine feinsinnige und unterhaltsame Lektüre.

Célestine und die kleinen Wunder von Paris

Tatiana de Rosnay, C. Bertelsmann

Célestine und die kleinen Wunder von Paris

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