Die Desperates Housewifes aus der Harlow Street.
Auch das zweite Buch der kanadischen Autorin hat als Rahmenhandlung das Thema Mutterschaft. Ashley Audrain weiß, dass Muttersein nicht immer nur positive Seiten hat, musste sie doch aufgrund einer Erkrankung ihres jüngsten Kindes die Arbeit in einem Verlag aufgegeben. Doch in dieser schweren Zeit wurde ihr bewusst, dass Schreiben ein Ventil und eine Ablenkung gleichzeitig sein kann. Bereits ihr Debüt „Der Verdacht“ verband Krimi und Familienroman und „Das Geflüster“ tut genau das auch.
Ein Streit und das Geflüster danach
Die Bewohner der Harlow Street feiern ihr jährliches Sommerfest. Wie immer hat Karrierefrau Whitney alles perfekt inszeniert. Doch die vordergründige Idylle zwischen Craftbeer und Miniburgern wird durch einen lautstarken Streit zwischen Whitney und ihrem Sohn Xavier gestört. Als einige Zeit später Xavier mitten in der Nacht aus dem Fenster seines Zimmers in den Garten stürzt, fragen sich alle, was passiert ist und das Geflüster nimmt seinen Anfang. Aber alle Beteiligten haben selbst Geheimnisse und Probleme, die nun ans Tageslicht kommen und der schöne Schein einer begüterten Nachbarschaft von perfekten Familien lässt sich nicht mehr aufrechterhalten.
Wenig Spannung und einige Erotik
Ashley Audrain erzählt die Geschichte aus vier unterschiedlichen Perspektiven und mit immer wiederkehrenden Zeitsprüngen. Das könnte Spannung erzeugen – tut es aber nur marginal. Die Handlung plätschert so vor sich hin, besteht meistens aus den Ehe- und Familienproblemen der „Desperates Housewifes“ aus der Harlow Street. In diesen Alltag werden immer wieder erotische Szenen eingebaut, die es in ihrer Ausführlichkeit nicht gebraucht hätte, auch wenn sie die Definition der Charaktere ergänzen. Der Schluss hält einen ungeahnten Twist parat, der aber auch nichts mehr reißen kann, denn bis dahin ist einem fast schon egal, wer mit wem und warum was tut. Und warum Xavier durch den Sturz schwer verletzt im Krankenhaus landet, deutet die Autorin oft genug an und lässt in seiner Gewissheit dann auch keinen mehr erstaunt zurück.
Plakative Figuren ohne Tiefe
Die Nachbarschaft ist so zusammengesetzt, dass sie alle Klischees von Müttern, Vätern, Männern und Frauen abdeckt. Sie erinnert wirklich sehr an die TV-Serie „Desperates Housewifes“. Es ist genauso nervig, Blairs ewige Besorgnis und Unzufriedenheit zu ertragen, wie Whitneys Hang zum Egoismus oder Rebeccas egozentrische Gedanken um ein eigenes Kind. Lediglich die über 80-jährige Mara ist eine kleine Abwechslung, betrachtet sie das Gemenge der Nachbarschaft doch aus der Distanz von ihrer Veranda aus. Und ihre Vergangenheit und ihr kleines Geheimnis sind dann auch die eigentlichen Höhepunkte der ansonsten sehr klischeebeladenen Geschichte.
Fazit
Wer nicht viel Spannung erwartet und sich nicht an den plakativen Figuren stört, findet in „Das Geflüster“ eine ganz unterhaltsame Geschichte, die sehr an die erfolgreiche TV-Serie „Desperates Housewifes“ erinnert. Doch die Pendants aus der Harlow Street haben ihre eigenen Probleme und Macken, in die man aus verschiedenen Perspektiven eintauchen kann.
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