Die unendliche Reise der Aubry Tourvel
- Harper Collins
- Erschienen: Juni 2024
- 6
Der etwas andere Reisebericht.
Douglas Westerbeke ist ein bis jetzt noch wenig bekannter Name in der literarischen Welt. Der amerikanische Drehbuchautor gehört seit 10 Jahren zu einer Award-Jury und „arbeitet in einer der größten Bibliotheken der USA und liebt es zu reisen“. Aus seiner Begeisterung für Bücher und seiner Freude am Reisen hat er nun sein Roman-Debüt gestrickt, das einen Lesegenuss der besonderen Art verspricht.
Aubrys Reise
Im Alter von 9 Jahren bricht bei Aubry Tourvel eine merkwürdige Krankheit aus. Sie kann nie mehr als ein paar Tage am selben Ort verweilen, will sie ihr Leben nicht aufs Spiel setzen. Und so beginnt ihre Reise rund um die Welt. Nur mit einem Zeichenheft und einem Speer ausgestattet, durchquert sie für den Rest ihres Lebens die Kontinente und umrundet die Erde mehrmals zu Fuß. Sie trifft auf die unterschiedlichsten Menschen und Orte. Auch eine geheimnisvolle Bibliothek gehört dazu, in der Aubry nach einem Heilmittel für ihre Krankheit sucht. Obwohl Aubry ihr Schicksal hinnimmt und auch Erfüllung daraus ziehen kann, erhofft sie sich doch, eines Tages an dem Ort anzukommen, an dem sie verweilen und in Frieden leben kann.
Ein fulminanter Einstieg
Der Einstieg in den Roman ist gelungen. Sofort ist man in der Geschichte und gefesselt von Aubrys Leben. Doch wer auf eine packende Geschichte über mehr als 450 Seiten hofft, wird relativ schnell ernüchtert. Die Kapitel haben im ersten Drittel des Romans immer den gleichen Aufbau: Aubry kommt an einen Ort, lernt Jemanden kennen und bekommt ihre Krankheit, die sie zwingt weiter zu ziehen. Dennoch schafft man es hier noch einigermaßen bei der Stange zu bleiben, denn der Autor versteht es, die exotischsten Orte und kuriosesten Menschen zu beschreiben, auch wenn sich hier schon einige Ungereimtheiten in das Geschehen einschleichen. Doch dann driftet Westerbeke immer mehr ins Phantastische bis Mystische ab. Er versucht zu viele Elemente in seine Geschichte zu packen und verliert dabei den Faden endgültig. Ein Rätselball, der ein Eigenleben führt; die Krankheit, die personifiziert wird; mysteriöse Bibliotheken, die immer wieder auftauchen und verschwinden und Zeitschleifen lassen das Geschehen überfrachtet wirken und nehmen viel Lesespaß aus der eigentlich schönen Geschichte mit viel Potential.
Was will uns der Autor damit sagen?
Diese Frage kam mir immer wieder in den Sinn. Wenn mit so viel Symbolwert erzählt wird, ist man versucht, einen Grund dafür zu finden. Doch außer Toleranz und einer Gelassenheit für das was unabänderlich ist, habe ich keine Aussage finden können. Der Autor hat einfach zu viel gewollt. Weniger wäre hier mehr gewesen und hätte Aubrys Leben deshalb aber nicht unspektakulärer gemacht.
Fazit
Eine Geschichte, deren Potential nicht ausgeschöpft wird, sondern in zu vielen phantastischen Elemente untergeht. Doch wer gerne reist und die Welt kennenlernen möchte, kann vielleicht noch einiges Spannende im Debüt-Roman von Douglas Westerbeke entdecken.
Douglas Westerbeke, Harper Collins
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