Munk

  • Heyne
  • Erschienen: September 2024
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Monika Wenger
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Belletristik-Couch Rezension vonOkt 2024

Eine Geschichte, so ganz anders, als erwartet.

Nach einem Herzinfarkt und einem Krankenhausaufenthalt begibt sich der Architekt Peter Munk in die Reha. Hier wird nicht nur für seine körperliche Genesung gesorgt, sondern auch für sein seelisches Heil. Doch gerade dieser Teil der Rekonvaleszenz erweist sich für Munk als die grösste Herausforderung.

Tatsachen

Mit einundfünfzig Jahren einen Herzinfarkt. Ausgerechnet ihn, Peter Munk, trifft dieser Schicksalsschlag. Er, der im Grossen und Ganzen nahezu gesund lebt, nicht raucht, nicht übermässig trinkt und Sport treibt. Natürlich hält er sein «Unwohlsein» geheim und informiert nur seine engsten Mitarbeiter. Allen andern schiebt er eine Reise für seine Abwesenheit vor. Es ist ihm zu wichtig, den Schein zu wahren, sich keine Blöße zu geben.

In einem psychotherapeutischen Gespräch überkommt Munk eine gewisse Trauer, sich selbst zu wenig zu kennen. Auf einfache Fragen zu seiner Person findet er keine Antworten. Sein Therapeut beauftragt ihn deshalb mit der Aufgabe, über seine Beziehungen nachzudenken und eine Liste der wichtigsten Personen zu erstellen.

«Und immer hiess es, das solle er ruhig auch mal machen, es werde ihn sich selbst näherbringen. Munk fürchtete nichts mehr als das. Er ahnte, dass die Beschäftigung mit der Frage, warum er allein war, warum er keine Familie hatte und warum er plötzlich in einem Kaufhaus zusammenbrach, Antworten zeitigen konnten, die ihm nicht gefielen und weitere Fragen aufwarfen, deren Antworten noch bedrückender ausfielen.»

Für Munk beginnt eine besonders emotionale Reise in die Vergangenheit, in der er eine Liste seiner wichtigsten Liebesbeziehungen erstellt und dabei Rückschau hält. Ausserdem setzt er sich mit seiner Abneigung gegen seinen Vater auseinander. All dies ist eine grosse Herausforderung für den immer kontrollierten Munk. Während dieser Rückblenden merkt er, dass es mit Claudia, einer seiner Lieben, noch etwas zu klären gibt. Und das will er in Angriff nehmen, damit sein Herz wieder Frieden findet.

Zu viele Episoden nehmen die Wirkung

Jan Weilers Protagonist nimmt seinen Herzinfarkt zum Anlass, über sein Leben nachzudenken. Dabei stellt er fest, dass er sich in seinen Beziehungen eigentlich immer hat lenken lassen. Er liess sich von verschiedenen, aber ähnlichen Frauentypen beeinflussen. Aber er hat sich nie wirklich auf die Beziehungen an sich eingelassen. Jetzt wird ihm klar, dass sie deshalb alle zum Scheitern verurteilt waren. Die Auseinandersetzung mit seiner Abneigung, seinem Hass auf seinen Vater lässt ihn ausserdem erkennen, dass er ähnliche Charakterzüge in sich trägt. Das schmerzt.

Eigentlich sind es dreizehn Liebesgeschichten, die Jan Weiler in diesem Roman erzählt. Anfangs nimmt einen die Erzählung mit, vor allem weil der Autor mit seinem ironisch-humorvollen Schreibstil überzeugt. So kann man den Gedankengängen Munks folgen und sich ein Bild von seinem Leben machen. Das gilt auch für die Zeitreise, die im Jahr 1980 beginnt und bis in die Gegenwart führt. Da sich allerdings viele Sequenzen wiederholen, verliert die Geschichte mit der Zeit an Spannung. Eine wirkliche Nähe zum Protagonisten Munk will sich nicht einstellen. Obwohl er als international renommierter Architekt gilt, verhält er sich stellenweise sehr naiv. Das Ende überrascht zwar, rundet die Geschichte aber nicht ab.

Dennoch hat der amüsante Roman einen besonderen Unterhaltungswert und bietet ein unerwartetes Lesevergnügen.

Fazit

Auch wenn die Hauptfigur etwas blass bleibt und die Rückblenden auf ihre Beziehungen etwas langatmig sind, ist der Roman lesenswert. Gerade die ironischen und humorvollen Einlagen werten die Geschichte auf.

Munk

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