Ein großes Werk der klassischen Literatur!
In Guayaquil kommen sie zusammen, die letzte Hoffnung der Menschheit: Frauen und Männer, die dem Untergang der Zivilisation entgehen, weil sie sich auf einer Kreuzfahrt zu den Galapagos-Inseln befinden. Wie sind sie zu dazu gekommen? Wie werden sie die Menschheit retten können? Und wie wird diese eine Million Jahre später aussehen? Nur so viel: So, wie wir Menschen heute sind, würden wir uns nicht mehr wiedererkennen …
„Die ganze Welt ist eine Bühne,
Und alle Frauen und Männer sind
bloß Spieler.“
Ist es nicht ein Glücksgefühl für jeden Leser und jede Leserin, wenn man ein Buch in den Händen hält, dieses aufschlägt, beginnt zu lesen und merkt: Das könnte etwas ganz Besonderes werden? Dass es für mich ausgerechnet ein Klassiker werden wird, hätte ich mit Sicherheit nicht gedacht. Dabei ist „Galapagos“ aus dem Jahre 1985 nicht das bekannteste Werk des US-amerikanischen Autors Kurt Vonnegut, der mit „Schlachthof 5 oder Der Kinderkreuzzug“ seinen ersten Bestseller schaffte, in dem er die eigenen Kriegserfahrungen verarbeitete. Das Trauma des Krieges - vor allem aber die grenzenlose Dummheit der Menschheit - wird auch in diesem Buch satirisch thematisiert und mit unterschwelligem Humor entdramatisiert.
Doch worum geht es eigentlich? Ein zunächst namenloser Erzähler berichtet über ein nicht näher ausgeführtes dystopisches Ereignis, das den Untergang der Menschheit einleiten wird. Immer wieder wird von den „großen Gehirnen“ der Menschen gesprochen, die Entscheidungen treffen, welche sie den Untergang Schritt für Schritt näherbringen. In Guayaquil, Ecuador, finden sich die Akteurinnen und Akteure ein, die zur letzten Hoffnung der Menschheit werden sollen. Diese haben eine Kreuzfahrt auf der Bahía de Darwin gebucht, die von Guayaquil zu den Galapagos-Inseln führen wird. Doch nicht jeder wird bis dahin überleben (jene sind mit einem * gekennzeichnet).
Ausschweifend und scheinbar zusammenhanglos berichtet der Erzähler über die einzelnen Schicksale, welche die Protagonistinnen und Protagonisten in Guayaquil zusammenbringen. Zwischendurch wechselt er in die nahe Zukunft und berichtet darüber, wie die Übriggebliebenen versuchen, auf einer der Inseln zu überleben, wie die Menschheit in fernerer Zukunft sich evolutiv zu niederen Wesen entwickelt oder sogar von einer Million Jahre später, was für den Erzähler von besonderer Bedeutung zu sein scheint.
Sprachlich trifft der Autor voll meinen Geschmack
Auf diese Weise ist „Galapagos“ ein nicht geradliniger Science-Fiction-Roman mit unterschiedlichen, nicht näher definierbaren Elementen (wenn man nicht gerade ein Literaturprofessor ist). Als Laie werde ich einfach sagen: Dieser Roman regt zum Nachdenken und Philosophieren an, er bringt zum Lachen und zum Staunen und ja, man wird auch demütig und stellt sich die Frage nach der Rolle der Menschheit auf diesem Planeten. Gibt es diese Rolle überhaupt? Und nehmen wir uns doch zu wichtig? Ist es sogar möglich, dass wir irgendwann den Weg zu einem pelzigen Tier einschlagen, nicht unähnlich einer Robbe, weil auch wir uns einer verändernden Umwelt anpassen müssen, wenn wir nicht aussterben wollen? In diesem Sinne vereint Kurt Vonnegut die darwinistische Lehre und die Sackgasse unserer großen Gehirne sprachlich und dramaturgisch perfekt.
Fazit
Der Autor hat mich angefixt: „Galapagos“ ist ein großes Werk der klassischen Literatur, das man sich nicht entgehen lassen sollte. Es lohnt sich nicht nur, es zu lesen, sondern auch zu überlegen, ob unser großer Geist wirklich ein Geschenk der Evolution ist oder nur eine Sackgasse …
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