Mit vielen lebensbejahenden Botschaften.
Arthur hat sich geoutet – mit Ende 70! Umso überraschender, als auch sein Enkel Teddy ihm offenbart, dass er schwul ist. Doch wie geht es weiter? Arthur muss sich mit vielen negativen Reaktionen auseinandersetzen, erlebt aber auch viel Liebe und Verständnis. Mit der Hilfe von Teddy erlebt er, wie es ist, man selbst zu sein, nachdem er viele Jahrzehnte einen großen Teil seiner Persönlichkeit verstecken musste. Und Teddy? Auch er wird eine wichtige Lektion lernen müssen …
„Bei allen möglichen Coming-Out-Szenarien, die er über die letzten Jahre im Kopf durchgespielt hatte, hatte er eine Sache nie in Erwägung gezogen: dass ihm sein eigener Großvater zuvorkommen könnte.“
Wann ist es zu spät, um etwas in seinem Leben zu verändern? Diese Frage hat sich Arthur oft genug gestellt, und nun, mit 79 Jahren, muss er einsehen: Niemals! Also fasst er einen Entschluss – und das, obwohl er eine liebevolle Ehefrau, 2 erwachsene Kinder und 3 Enkelkinder hat. Seine Frau Madeleine unterstützt ihn, schließlich weiß sie seit Beginn ihrer Ehe von seinem großen Geheimnis: Er ist schwul. Er will nun nicht mehr versteckt leben, sondern den Menschen, die er liebt, sein wahres Ich zeigen. Doch das Outing bei seinen beiden Kindern läuft nicht wie geplant. Besonders die Tochter Elizabeth fühlt sich hintergangen und wirft ihm einige hässliche Dinge an den Kopf.
Damit löst sie jedoch unbeabsichtigt eine weitere Krise aus: Denn ihr Sohn Teddy ist ebenfalls schwul und ungeoutet. Eingeschüchtert von der Reaktion der Mutter traut er sich ein Coming Out in naher Zukunft nicht zu. Zwar halten ihm seine besten Freunde den Rücken frei, doch hofft er auch auf Unterstützung von seiner Familie. Was läge da näher als der Großvater? Gemeinsam entdecken sie ihre neu gewonnenen Freiheiten, versuchen die Narben der Vergangenheit zu heilen und Liebe anders zu definieren. Als Ben, ein neuer Kollege, in Teddys Leben tritt, scheint er endlich sein Glück gefunden zu haben. Doch beide haben im Job ein Auge auf die gleiche Stelle geworfen, die für sie eine Beförderung bedeuten würde …
„Wir machen uns immer zum Narren, egal ob wir tanzen oder nicht, also können wir genauso gut tanzen.“
So bunt das Cover ist, so vielfältig und mit vielen positiven Gefühlen ist das Innenleben geschmückt. Viele wunderbare ProtagonistInnen mit lebensbejahenden Einstellungen machen das Buch zu einer kleinen persönlichen Therapie. Inhaltlich liegt der Schwerpunkt klar auf queeren Themen, aber auch auf dem Altern und der Verwirklichung von Träumen. Vor allem stechen der Umgang zwischen Teddy und Arthur sowie zwischen Arthur und Madeleine hervor; besonders das unverfälschte Vertrauen zwischen ihnen ist einmalig und beneidenswert. Dazu kommen mit der Zeit immer mehr Charaktere, die eine ähnliche Einstellung zeigen.
So rosarot das Ganze ist, so sehr liegt hier auch die Schwäche des Buches: Viel zu oft drohen die vielen hoffnungsfrohen Botschaften in Kitsch umzuschlagen. Insbesondere zum Ende des Buches nimmt dies Überhand, während die Geschichte an sich in ihrer Positivität verliert. Es scheint, als wüsste der Autor zum Schluss nicht, ob ein Happy End nun gerechtfertigt ist oder nicht – so richtig kann man es als Lesende nicht einschätzen.
Leider ist man auch irgendwann nicht mehr auf einer Wellenlänge mit Teddy. Mitunter muss man sich immer wieder daran erinnern, dass er mit Anfang 20 schon erwachsen ist, wirkt er doch eher wie ein Jugendlicher. Seine Loyalität seinem Großvater gegenüber ist herzerwärmend, aber bei Ben scheint er wirklich ein Brett vor dem Kopf zu haben. Immerhin sorgt Arthur für die nötige Abwechslung (es wird abwechselnd aus der Sicht beider Männer geschrieben), emotionale Momente und eine großen Portion Weisheit.
Fazit
Wer einen lebensbejahenden, queeren Roman sucht, darf sich dieses Buch zur Hand nehmen. Trotz aller Kritik sollte man sich die positiven Botschaften nicht entgehen lassen. Vielleicht ist ja etwas fürs eigene Leben dabei?
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