Wie wir waren

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Monika Wenger
791001

Belletristik-Couch Rezension vonSep 2024

Freundschaft ist, wenn das Seil (die Beziehung) auch bei hoher Belastung nicht reisst.

Paula und Zett sind seit ihrer Kindheit Freundinnen. Die eher schüchterne Paula und die furchtlose Zett haben trotzdem viel gemeinsam. Sie sind ein eingespieltes Team. Als junge Frauen reisen sie gemeinsam nach Griechenland. Auf dieser Reise kommen ihre recht unterschiedlichen Charaktere erst richtig zum Vorschein. Eine erste ernsthafte Bewährungsprobe steht bevor. 

Ein ungleiches Paar

Paula will im gemeinsamen Urlaub eigentlich nur Zeit mit Zett verbringen, alles etwas ruhiger angehen lassen. Doch ihre Freundin schliesst sich sofort einer Gruppe Jugendlicher an, feiert, trinkt und geniesst das Leben in vollen Zügen. Paula fühlt sich zurückgesetzt, passt sich aber, wie immer, an. Denn Zett hat ihren eigenen Willen und ihre eigenen Vorstellungen. Sie kann unglaublich direkt und schonungslos in ihrem Handeln und ihren Aussagen sein. So auch, als sie Paula beim heimlichen Telefonieren ertappt. Zett kriegt sich fast nicht mehr ein. Mit unterschwellig gärendem Frust kehren sie aus dem Urlaub zurück.

Einige Zeit später heiratet Paula ihren Freund Maik, weil ein Baby unterwegs ist. Obwohl Zett Patentante wird, kann sie sich nicht für das junge Paar freuen. Sie weiss um Paulas scheinbar heile Welt. Ein paar Jahre vergehen, Paulas Tochter Lou und ihre Patentante sind ein Herz und eine Seele. Zett liebt das Kind sehr, doch die Beziehung zu Paula bekommt immer mehr Risse. Als Paula nach einer schwierigen Zeit eine geplante Ferienwoche mit ihrer Freundin unter fadenscheinigen Gründen absagt, bricht Zett enttäuscht den Kontakt ab. Auf Paulas Annäherungsversuche lässt sie sich nicht ein. Wie gut, dass wenigstens Lou den Kontakt zu ihrer Patentante halten kann. Denn über sie erfährt Paula immer mal wieder etwas aus dem Leben ihrer Freundin. Über vier Jahre dauert diese Phase. Dann gerät Zett in Schwierigkeiten und nun ist es an Paula, sich als echte Freundin zu beweisen.  

Viel Ballast aus der Vergangenheit

Der Roman erzählt von der Kindheit und dem Erwachsenwerden zweier Freundinnen. Die Geschichte beginnt im Jahr 1986 mit der Reise der beiden Jugendlichen nach Griechenland und genau dort endet sie im Jahr 2004. In dieser Zeitspanne zeigt sich die schleichende Entfremdung durch die unterschiedlichen Lebensumstände. Zu Beginn der Erzählung liegt der Fokus mehr auf Paula und ihrem Lebensweg. Doch nach und nach wird auch Zetts Familiengeschichte zum Thema. Spätestens hier wird deutlich, woher Zetts ewige Wut rührt. Während Paula stärker wird, zeigt sich Zetts wahre Verletzlichkeit. Gerade die auf Eis gelegte Freundschaft lässt die Persönlichkeit des jeweils anderen hervortreten. Zwei Seiten einer Medaille.

Eine Geschichte, die berührt und nachdenklich macht. Obwohl sich manche Szenen in die Länge ziehen, bleibt die Handlung spannend. Die einzelnen Kapitel sind abwechselnd aus der Sicht von Paula und von Zett geschrieben. Das macht die Geschichte lebendig und ändert immer mal wieder die eigene Wahrnehmung.
Es sind viele tragische Ereignisse und viele verschiedene Emotionen, die uns durch die Geschichte begleiten. Dennoch vermeidet Heike Duken jede Tiefe, erwähnt vieles nur wie nebenbei. Als wolle sie die Intensität der Erzählung ein wenig dämpfen. 

Fazit

Wahrlich kein leichter Roman, den Heike Duken vorlegt. Zu viele Emotionen und tragische Umstände sind im Spiel. Aber es ist die Geschichte einer einzigartigen Freundschaft, die im entscheidenden Moment hält. Mag das verbindende Seil auch immer dünner werden, reissen wird es nicht. 

Wie wir waren

Heike Duken, Penguin

Wie wir waren

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