Ist schon in Ordnung
- Hörbuch Hamburg
- Erschienen: Januar 2011
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- Oslo: Oktober, 1992, Titel: 'Det er greit for meg', Seiten: 214, Originalsprache
- Hamburg: Hörbuch Hamburg, 2011, Seiten: 4, Übersetzt: Hans Löw
Mehr als in Ordnung
Petterson schreibt atmosphärisch. Die Stimmung, in die er uns mitnimmt, gehört Audun. Er ist, was man wohl landläufig so nennt, in schwierigen Verhältnissen aufgewachsen. Sein Vater ist verschwunden, seine Mutter schenkt ihre Aufmerksamkeit eher dem Fernseher und der Flasche Whisky und in der Schule ist Audun einer von den Außenseitern.
Seine Mitschüler entdecken ihren politischen Eifer, doch er hat zu viele andere Dinge im Kopf, um ihnen zu folgen. Er lebt mit seiner Mutter in einem Arbeiterviertel in Oslo und verdient für ihren Unterhalt etwas dazu, indem er Zeitungen austrägt. Vor der Schule. Seinen Mitmenschen gegenüber ist er distanziert, aber nicht gleichgültig.
Abgrenzung aus Schutz
Ist schon in Ordnung erzählt die Geschichte eines Jungen, der früh gelernt hat sich zu verschließen. Vor dem Schmerz, die ein prügelnder alkoholkranker Vater nicht nur körperlich, sondern gerade emotional zufügt. Audun ist kein rebellierender, sich verweigernder oder emotional gestörter Jugendlicher. Obwohl er dies hätte werden können. Während der Lektüre möchte man ihm die Umarmung geben, nach der er sich bei der weißen Signe so sehnt.
Obwohl das Arbeiterviertel in Oslo keine Schönheit ist, verschwindet man gerne mit Audun zu seinen Lieblingsplätzen und versteckt sich vor dem Alltag. Er ist ein guter Beobachter. Hinter seiner Sonnenbrille hat er die Möglichkeit seine Umgebung detailreich aufzunehmen. Für uns als Leser setzt sich so Stück für Stück ein Bild aus Straßen, Häusern, Tälern und Wald zusammen.
In poetisch geformten Sätzen erzählt die Geschichte, wie es möglich ist, trotz dieser Umstände einen Weg zu finden. Der Zwiespalt zwischen Abgrenzung aus Schutz und dem Bedürfnis nach Zuneigung wird treffend beschrieben. Im Laufe des Buches wird Audun, was seine Entscheidungen betrifft, zwar erwachsener, aber er erkämpft sich zugleich einen emotionalen Raum, indem er noch mal Kind sein darf und seinen Anspruch auf Liebe einfordert.
Leise Rebellion
Das Buch spielt in den 60/70er-Jahren und gibt ein Zeitbild wieder. Die Schwierigkeiten, die Audun durchlebt, sind jedoch zeitlos und erwecken in jedem Fall Mitgefühl. Auch wenn er in Prügeleien verwickelt ist oder kurz vor dem Abschluss die Schule abbrechen will. Man verzeiht ihm diese leise Rebellion. Nichts scheint übertrieben, sondern notwendig. Auch wenn das Cover Rebellion bebildert, ist Audun eigentlich kein typischer Rebell. Jede seiner Handlungen ist eine logische Schlussfolgerung aus Vorhergegangenem. Der teils nüchterne Beschreibungsstil fördert die Authentizität. Audun "rebelliert” nicht aus blinder Wut oder um sich von Obrigkeiten loszulösen. Er kämpft gegen sich selbst. Gegen das Kind, das nicht anerkannt wurde, gegen das Verlassen-worden-sein.
Millieugenauigkeit und Liebe zum Detail sind wesentliche Bestandteile der literarischen Gestaltung. Bei allem knallharten Realismus verharrt das Buch jedoch nicht in Tristesse, sondern erobert sich immer wieder die stillen Momente.
Per Petterson, Hörbuch Hamburg
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