Die Mitford Schwestern
- Kiepenheuer & Witsch
- Erschienen: Oktober 2024
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Drei Frauen, die Liebe, der Faschismus und Hitler.
Die sechs Mitford Schwestern entstammten dem englischen Adel und wurden zwischen den Weltkriegen zu bekannten und schillernden Persönlichkeiten. Heute würde man sie wahrscheinlich als „It-Girls“ bezeichnen, denn die Schönheiten dominierten die Schlagzeilen – doch nicht immer im positiven Sinn. Während Pamela ein recht unauffälliges Leben liebte, wurde Deborah die Duchess of Devonshire, Nancy zur gefeierten Schriftstellerin, Jessica eine überzeugte Kommunistin und Diana und Unity glühende Anhängerinnen des Faschismus. Marie Benedict, die bereits mehrere Romane über berühmte Frauen veröffentlicht hat, widmet sich nun den Mitford Schwestern Nancy, Diana und Unity.
Starke Frauen mit starken Überzeugungen
Jede der sechs Schwestern war auf ihre Art eine starke Persönlichkeit, die für ihre Überzeugungen lebte. Diana gab für den britischen Faschistenführer Oswald Mosley ihre Ehe mit dem steinreichen Brauereierben Bryan Guinness auf und wurde eine glühende Anhängerin der Nazis. Unity, die immer als etwas unbeholfen galt und sich den Überzeugungen ihrer älteren Schwester anschloss, setzte noch einen drauf, indem sie Kontakt zu Hitler suchte und sogar als dessen Geliebte gehandelt wurde. Nancy dagegen stand politisch auf der Seite Englands und versuchte mit ihren oft ironischen Werken die Lage des Landes, des Adels und der Schwestern zu schildern.
Katastrophen
Benedict lässt ihre Geschichte am 7. Juli 1932 beginnen und am 20. April 1941 enden. Dazwischen erzählt sie den Weg von Unity und Diana hin zum Faschismus und den Willen Nancys dem entgegen zu wirken. Es kommt, mit dem 2. Weltkrieg, zur ultimativen politischen Katastrophe; aber auch familiär müssen die Mitfords einiges verkraften. Nancy ist zwischen dem Wunsch, die Schwestern zu beschützen und ihrer festen Überzeugung, dass beide den falschen Weg gehen, hin und her gerissen. Als sie vermutet, dass Unity und Diana für die Deutschen spionieren, muss sie sich für eine Seite entscheiden. Für Diana bedeutet Nancys Entscheidung eine ebenso einschneidende Wende in ihrem Leben, wie für Unity, die für sich einen anderen Ausweg sucht.
Ein Tag in diversen Perspektiven
Jedes der relativ kurzen Kapitel des Buches wird aus der Sicht einer der Protagonistinnen erzählt. Der stete Perspektivwechsel sorgt dafür, dass man einige Tage mehrmals durchlebt, aber eben immer aus einer anderen Sicht. Dabei hält Benedict sich an die bekannten Fakten, reichert sie aber mit fiktiven Innenansichten an. Daraus ist ein gut zu lesender Roman entstanden, der ohne große Ansprüche an die Leserschaft zu stellen, das Leben der drei Mitford Schwestern nacherzählt. Die Schicksale sind anrührend, die völlige Hingabe zum Faschismus nur schwer zu verstehen. Den Roman könnte man als Mainstream bezeichnen, regt jedoch auch an, sich weiter mit dem Leben der sechs schillernden Schwestern zu befassen, die zwischen den Weltkriegen so bekannt waren und danach in relative Vergessenheit geraten sind.
Fazit
Unkompliziert erzählt Marie Bendict eine Geschichte über drei Frauen, die selbst Geschichte schrieben. Damit reißt sie Leben an, die zur damaligen Zeit für Aufsehen sorgten, mittlerweile aber vergessen wurden. So kann „Die Mitford Schwestern“ nicht nur unterhalten, sondern auch dazu animieren, weiter über die sechs It-Girls ihrer Zeit zu recherchieren.
Marie Benedict, Kiepenheuer & Witsch
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