Der kleine Laden des Herrn Takarada

Der kleine Laden des Herrn Takarada
Der kleine Laden des Herrn Takarada
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Monika Wenger
781001

Belletristik-Couch Rezension vonApr 2025

Ein guter Zuhörer und Impulsgeber ist Gold wert.

Ein Schreibwarengeschäft im Tokioter Stadtteil Ginza ist die Anlaufstelle, wenn es um das richtige Briefpapier und die passenden Schreibutensilien geht. Im Laden von Herrn Takarada findet man nicht nur hochwertiges Material, sondern auch Inspiration für die richtigen Formulierungen.

Ein Experte in vielen Dingen

Mitten in Tokio, zwischen Wolkenkratzern, Hektik und Lärm, liegt im Stadtteil Ginza das kleine Schreibwarengeschäft von Herrn Takarada. Er ist ein Experte auf seinem Gebiet. Gerne hilft er den Menschen bei der Auswahl des richtigen Briefpapiers, sei es für eine Danksagung, ein Kündigungsschreiben oder eine Abschiedsrede. Herr Takarada weiss auch um die Wichtigkeit des richtigen Stifts. Aber nicht nur das: In einem abgetrennten Bereich können die Kundinnen und Kunden ihre Briefe gleich schreiben. Dabei profitieren sie von der grossen Menschenkenntnis des Geschäftsinhabers. Mit dezenten Hinweisen, einem kleinen Startimpuls und einer Tasse Tee fliessen die Worte fast wie von selbst in die Hand und aufs Papier. Und lösen beim Schreiber eine Welle der Gefühle aus.

Unaufgeregt und voller Wärme

Der Roman erzählt fünf Geschichten, die jeweils in einem Kapitel zusammengefasst sind. Jedes dieser Kapitel trägt den Namen eines Schreibwarenartikels, welcher eine wichtige Rolle in der Erzählung einnimmt. So möchte sich ein Enkel bei seiner Grossmutter bedanken, bei der er aufgewachsen ist. Eine junge Frau möchte ein Kündigungsschreiben verfassen, ohne dabei die Gefühle ihrer Chefin zu verletzen. Drei weitere Geschichten erzählen davon, wie die Schreibenden mit ihren Gefühlen zu kämpfen haben, die sie beim Verfassen der Briefe zu überwältigen drohen.

Es sind Geschichten, die zeigen, wie sehr diese Menschen Angst haben, falsch verstanden zu werden. Es geht aber auch um Dankbarkeit, Schuldgefühle, Bedauern und vieles mehr. Diese Emotionen beschreibt Kenji Ueda in seinem Roman in sanften Worten. Das Schreibwarengeschäft ist dafür die ideale Kulisse. Die Freundlichkeit des Ladenbesitzers hilft den Menschen, sich ihren Ängsten zu stellen. Seine Hilfsbereitschaft und seine verständnisvolle, unaufdringliche Art entsprechen seinem Naturell und bringen die Kunden zum Erzählen. Und genau diese Wärme spürt man in jeder Zeile dieses Romans. Die Geschichten erlauben zudem einen tiefen Einblick in die japanische Mentalität.

Fazit

Der Roman ist eine eher nachdenkliche und sanfte Lektüre, die mit jedem Kapitel eine eigene Geschichte erzählt. Unaufgeregt und doch tiefgründig erzählt er von Menschen, für die das Schreiben eines Briefes eine seelisch reinigende Wirkung hat. Es sind Geschichten voller Wärme und Wohlwollen. Ohne zu belehren, ermöglichen sie einen anderen Blick auf das Leben.

 

Der kleine Laden des Herrn Takarada

Kenji Ueda, Goldmann

Der kleine Laden des Herrn Takarada

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