Seichte, aber amüsante Odyssee durch Namibia
Tommy Jaud gehört zum Erfolgreichsten, was die deutsche Comedy-Literatur zu bieten hat. Anscheinend kann sich jeder, dem Harald Schmidt zu zynisch, und Mario Barth zu zotig ist, auf seine Bücher einigen. Im SPIEGEL wurde Jaud gar bescheinigt, mit dem Männerroman ein ganz neues Genre erfunden zu haben. Das sei einfach mal dahingestellt. Jedenfalls verkauften sich seine Vorgänger Vollidiot, Resturlaub und Millionär wie warme Semmeln, und auch mit Hummeldumm führte Jaud wochenlang die Bestsellerlisten an.
Die Handlung ist schnell skizziert: Der sympathische, wenn auch etwas verpeilte Matze will zusammen mit seiner Freundin Sina noch einmal richtig ausspannen, bevor für beide der stressige Umzug in die neue Wohnung ansteht. Die Aufgaben sind klar verteilt: Sina bucht eine Rundreise durch Namibia, Matze soll die Anzahlung für die neue Eigentumswohnung überweisen. Matze ist dabei von Sinas Arbeit überhaupt nicht begeistert – die Zusammensetzung der Reisegruppe sagt ihm überhaupt nicht zu. Allerdings sollte er sich mit seiner Kritik vornehm zurückhalten, denn ihm fällt siedend heiß ein, die Anzahlung komplett vergessen zu haben.
Damit haben wir auch schon die beiden Hauptthemen, die sich durch das gesamte Buch ziehen. Matze bringt sich bei dem Versuch, aus Namibia eine Anzahlung für die neue Wohnung zu organisieren, in die aberwitzigsten Situationen. Man kann sich vorstellen, dass Netzempfang in der namibischen Wüste ein eher seltenes Gut ist. Der Grabenkrieg, den Matze um einen passenden Adapter ausfechten muss, kommt erschwerend hinzu. Auch wenn die Situationen für sich genommen durchaus witzig sind, verliert die Geschichte im Laufe des Buches seinen Reiz.
Die zweite Kalauerquelle ist die Zusammenstellung der Reisegruppe. "Mit solchen Leuten fährt man nicht durch Afrika", findet Matze schon zu Beginn des Buches.
"Mit so einer Truppe dreht man 'ne Dokusoap für RTL2!"
Und wirklich scheinen die Mitreisenden nach dem Vorbild von Big Brother gecastet zu sein. Da ist wirklich für jeden etwas dabei. Sei es der ewig filmende Rentner, die strunzdoofe Wetterfee Brenda oder der unter Großmannssucht leidende Breitling – die Abwesenheit von Durchschnittstypen wirkt arg konstruiert. Man merkt dem Autor hier stellenweise deutlich an, dass er in der Fernsehunterhaltung gearbeitet hat, unter anderem für Ladykracher und Die Wochenshow. Die Reisegruppe als bunte Kulisse, vor der Jaud Sketch an Sketch reiht.
Trotzdem macht Hummeldumm Spaß. Es fällt einem als Leser leicht, sich mit dem ewig nörgelnden Ich-Erzähler Matze zu identifizieren, der sich von Fettnäpfchen zu Fettnäpfchen hangelt. Die Situationen wirken aus dem Leben gegriffen, wenn auch in dieser Konzentration nicht leicht verdaulich. Und auch Jauds eigener, lakonischer Stil trägt zum Lesevergnügen bei. Souverän macht Jaud da weiter, wo er mit seinen vorigen Romanen aufgehört hat. What you see is what you get – ein typischer Jaud eben.
Wer nach dem Lesen immer noch nicht genug haben sollte, der kann den Leidensweg aus dem Roman neuerdings sogar nachpilgern. Ein Münchener Reiseveranstalter bietet die Reise als Komplettpaket an. Hummeldumm 2.0.
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